Dem Wunder auf der Spur

Eine Wunder-Annahmestelle in Bochum sammelt für die RuhrTriennale große und kleine Wunder. Die seltsamen Geschichten und Erlebnisse werden Ende August bei der Eröffnungsfeier präsentiert

AUS BOCHUMGESA SCHÖLGENS

Ein kleines Wunder passierte schon beim Besuch. Eine freundliche Frau öffnete die Tür mit den Worten: „Eigentlich haben wir heute geschlossen.“ Auf die Öffnungszeiten nehme aber kaum einer Rücksicht. „Bislang waren jeden Tag Leute hier und haben uns ihre wunderlichen Geschichten gemeldet“, sagt sie. In der Bochumer Innenstadt werden für den Theater-Event RuhrTriennale Wunder gesucht – in der Wunder-Annahmestelle.

Die Hamburger „Geheimagentur“ wird nicht nur in Bochum, sondern in ganz Nordrhein-Westfalen fündig. Sie forscht dazu in Büchern und Filmen nach Wundern. Ihre Namen möchten die Beteiligten nicht nennen, denn die Mitglieder der Agentur bleiben geheim. Auch kostenlose Hausbesuche macht das achtköpfige Team: Mit ihrem „Wunder-Mobil“ fuhren die Sucher schon bis Düsseldorf und Gütersloh und interviewten vor der Kamera Menschen, denen etwas Außergewöhnliches zugestoßen ist. Das Videotagebuch wird beim Eröffnungsfest der RuhrTriennale in der Jahrhunderthalle präsentiert.

Eingeladen zur Wundersuche hat der Kurator Matthias von Hartz, der mit Künstlern aus aller Welt unter dem Motto „Ruhrcollection“ weitere Aktionen zur Eröffnung plant. Darüber hinaus gibt es eine Installation mit „Wunder-Kammern“. Sie schützen die Wunder, auf die NRW-Bürger hoffen – vom fehlenden Enkelkind bis zur Abschaffung des Privateigentums.

Die aktive Beteiligung der Menschen ist bei dem Projekt enorm wichtig. „Wir sind auf sie angewiesen und sie bringen uns viel Vertrauen entgegen“, sagt einer der Unbekannten. Dann entwickle sich „ein sehr persönliches Verhältnis“ und man gerate bei der Schilderung der Geschichten oft „in ein großes Staunen“. Bei der Wunder-Suche gibt es unterschiedliche Kategorien: Ein „Befreiendes Wunder“ bedeute unbemerkt Sicherheitsschranken zu überwinden. So etwas hat ein Wunder-Agent selbst beobachtet: „Ich stand bei Aldi an der Kasse, als sich ein Mann einen Computer schnappte. Die Kassenschranken teilten sich vor ihm – und er spazierte einfach raus, ohne zu bezahlen.“ Außerdem sucht die Geheimagentur nach „David-und-Goliath-Wundern“: Ein in Bochum bekannter Punk hat sich gegen einen Kneipenbetreiber durchgesetzt. Jetzt darf er auf dem Platz vor dem Lokal sein eigenes Bier trinken.

Auch kleine wunderliche Geschehnisse werden angenommen. Von der lang verschollenen Katze, die nach Hause fand, bis zur Heilung eines Spielsüchtigen. Ihr persönliches Wunder können die Bürger bis zum 19. August vor Ort, per Mail oder über die Wunder-Hotline melden.

Wunder-AnnahmestelleInfos: 0234-9117372 geheimagentur@gmx.net