Aktionsraum Braunschweig

Aktionskunst ist zwar ein weites Label. Aber immer beziehen sich Happenings auch auf den Raum, in dem die Akteure agieren: Was hat Braunschweig da zu bieten? Die taz nord nennt dem ortsunkundigen Christoph Schlingensief die performance-tauglichsten Stätten und Bräuche.

Der Klassiker: Die Dom-Krypta. Von den Nazis mit Eingriffen in die Architektur einschlägig aufgemotzt, sollte sie zur nationalen Weihestätte umfunktioniert werden. Schlingensief, der 2003 die internationale Church of Fear gründete, könnte hier nahtlos an sein Engagement beim Kölner Weltjugendtag anknüpfen. Zumal Verwesung sowohl im baulichen Ausdruck seines Kults – eine weiße Holzkapelle – als auch in der Welfengruft eine zentrale Rolle spielen. Nachteil: Der Platz ist schon ein bisschen abgegriffen.

Trash – also Zivilisationsmüll – das ist eins der prominentesten Sujets bei Schlingensief. Und Müll spielt auch in Braunschweig eine Riesen-Rolle: Weil der ehemalige NPD-Funktionär Gert Hoffmann, heute CDU und Oberbürgermeister, mit Müllbeseitigung sein Profil schärft. Seit drei Jahren fördert sein Projekt „Unser sauberes Braunschweig“ die nachbarschaftliche Müllüberwachung und -denunziation. Im selben Rahmen steht auch der Neu-Brauch des Stadtputztages. Das verdient eine künstlerische Antwort – ein Fall für Schlingensief.

Wie entstehen die kleinen Braunschweiger – auch das ist eine Frage, der sich ein Theater- und Filmmetzger wohl annehmen könnte. Zwar hat die als Botschafterin der misslungenen Kulturhauptstadtbewerbung fungierende gentechnologische Fachkraft und Fernsehmoderatorin Nina Ruge ein „noch nicht identifiziertes Gen“ dafür verantwortlich gemacht. Aber das ist erstens falsch. Und zweitens hat sich Schlingensief noch nie so besonders für Gentechnik interessiert. Richtig ist: Um Braunschweiger zu produzieren, kocht man fettes Schweinefleisch, Zungen und Leber, zerhackt alles, verrührt’s mit Schweineblut, würzt’s und packt’s in Schweinsblasen. Und das passt. bes