Dankbare Party-Gäste

DFB-POKAL II Gegen Borussia Dortmund gelingt dem FC Oberneuland nur ein deutliches 0:3

Dortmunds Starensemble durfte sich zu jeder Zeit als Hausherr fühlen

Ein halbes Prozent: So hatte Peter Moussalli, Trainer des Viertligisten FC Oberneuland, die Chancen seines Klubs gegen den Deutschen Meister und Pokalsieger Borussia Dortmund in der ersten Runde des DFB-Pokals eingeschätzt. Sich persönlich setzte er ein realistischeres Ziel: fünf Minuten fachsimpeln mit Dortmunds Coach Jürgen Klopp. Neben der Bewältigung des über das Bremer Nobelviertel hereinbrechenden Medienhypes bestand Moussallis Herausforderung vor dem Spiel dann darin, 18 Spieler auszuwählen, die mit ins Weserstadion einlaufen dürften – eine Chance, die wohl kaum einer aus der No-Name-Truppe ein zweites Mal erwarten darf.

Diese Aufgabe wurde ihm zu seinem eigenen Leidwesen dadurch etwas erleichtert, dass drei Stammkräfte verletzungsbedingt fehlten. Klopp dagegen, der nur auf den angeschlagenen Mats Hummels verzichten musste, konnte sich ganz darauf konzentrieren, seiner Mannschaft klarzumachen, dass der Ernst des Fußballerlebens nach einer überlangen Sommerpause nun tatsächlich wieder beginnt.

Mehr als 10.000 bestens gelaunte Dortmunder Anhänger, die per Schiff, Rad oder Bus aus allen Teilen Norddeutschlands zum Weserstadion pilgerten, verbreiteten eine Stimmung beinahe wie auf einem Betriebsausflug. Bremer und neutrale Fans füllten die Kulisse zwar auf knapp 20.000 Zuschauer, aber das Dortmunder Starensemble durfte sich unter den Augen der Werder-Mannschaft, die kommenden Freitag zum Bundesliga-Auftakt in Dortmund antritt, zu jeder Zeit als Hausherr fühlen.

Auch fußballerisch ließen sie nie Zweifel aufkommen: taten zwar nicht mehr als nötig, erstickten aber durch ein Tor des Neu-Dortmunders Marco Reus jeden zaghaften Traum von einem Pokalwunder schon nach zehn Minuten im Keim. Noch vor der Pause erhöhte ihr Bester, Jakub Blaszczykowski, auf 2:0. Wären sie nach dem Wechsel entschlossener aufgetreten, hätte das Ergebnis leicht so ausfallen können wie beim letzten Vergleich der Oberneuländer mit einem amtierenden Deutschen Meister: 2008 verloren sie in der 2. Pokal-Runde gegen den VFL Wolfsburg 0:7. So aber fiel nur noch das 3:0 durch Ivan Perisic.

Die Oberneuländer zeigten den einen oder anderen gefälligen Angriff, kamen aber über die Rolle des dankbaren Party-Gastes nie hinaus. „Unglaublich, man nimmt den Ball an und plötzlich steht da ein Reus oder Götze neben einem“, schilderte Einwechselspieler Benedetto Muzzicato das Erlebnis.

Spannend war das Spiel nur für Verschwörungstheoretiker. Denn das Endergebnis von 0:3 erschien bereits in der 15. Minute beim Stand von 0:1 für einige Minuten auf der Anzeigetafel.

Zum Schluss freuten sich die Oberneuländer über ein achtbares Ergebnis, auch wenn der eine oder andere etwas neidisch zum Berliner AK 07 guckte, der zeitgleich die TSG Hoffenheim mit Werders Ex-Torwart Tim Wiese mit 4:0 zerlegt hatte. Der glücklichste Mann des Nachmittags aber war Peter Moussalli. Etwas schüchtern, aber zielstrebig schritt er nach dem Spiel auf Jürgen Klopp zu. Der nahm sich zwar keine fünf Minuten Zeit, aber für einen kurzen Plausch unter Kollegen reichte es.  RLO