… Roland Koch?
: Als Flughafenretter gehandelt werden

„Infrastruktur kann er nicht.“ So beschreibt Renate Künast, ehemalige grüne Spitzenkandidatin für das Rote Rathaus, Berlins größten Problembären. Seitdem die Eröffnung des neuen Großflughafens BER Anfang Mai überraschend verschoben wurde, hagelt es Kritik an Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der auch Vorsitzender des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft ist. Immer lauter werden die Stimmen, die seinen Rücktritt aus dem Kontrollgremium fordern.

Zu ihnen gehört auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek, Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestags. „Wir brauchen jetzt einen externen Experten, der die nötige Zeit und Kompetenz hat“, sagte Jarzombek der Bild am Sonntag.Und Jarzombek zaubert auch gleich das Kaninchen aus dem Hut, das den Problembären Wowereit aus dem Flughafen-Zirkus vertreiben soll. „Roland Koch hat gezeigt, dass er Projekte durchziehen kann.“

Auch wenn es aus dem Umfeld des ehemaligen hessischen CDU-Ministerpräsidenten auf taz-Anfrage heißt, dass ein solcher Vorschlag kein Thema sei, scheint Roland Koch doch geradezu prädestiniert für den Posten als BER-Häuptling. Koch ist ein Bulldozer, jemand, der auf der Flughafenbaustelle mal ordentlich aufräumen könnte. Hier findet er sicherlich ein paar kriminelle Ausländer. Außerdem hatte Koch schon bei der CDU-Spendenaffäre „brutalstmögliche Aufklärung“ gefordert. Und sowieso Flughafen: Ohne Koch und seinen Wortbruch beim zuvor versprochenen Nachtflugverbot wäre die Nordwest-Landebahn am Frankfurter Airport undenkbar gewesen. In Berlin dürfte das nicht weiter stören, auch hier versprechen sich die Politiker gerne mal.

Kochs größter Trumpf ist jedoch, dass er anders als Klaus Wowereit kein aktiver Politiker mehr ist. Rechtzeitig schaffte er nach elf Jahren im Amt den Absprung aus der Staatskanzlei in Wiesbaden („Politik ist nicht alles“). Nach einem kurzen Intermezzo als Steak-Brater wechselte Koch in die Wirtschaft. Seit Juli 2011 ist er Vorstandsvorsitzender des Baukonzerns Bilfinger Berger – jener Firma, die noch zu Kochs Amtszeit einen 80-Millionen-Auftrag zum Bau der Nordwestpiste erhalten hatte. Auch am neuen Hauptstadtflughafen hat Bilfinger mitgebaut. In diesem Sinne: Koch, bitte übernehmen Sie! jok Foto: dapd