Berliner Platten
: Eine „Blackbox“ voll an Möglichkeiten der Instrumentalmusik plus einem Song

Autopilot Publishing: „Black-box“ (emphase/broken silence)

Ist ja nicht ohne Belang, in welcher Haltung man Musik einnimmt, und meinetwegen darf man zu der feinen musikalischen Zusammenstellung des „Blackbox“-Samplers von Autopilot dann Ohrensesselmusik sagen. Man muss nur alle Gemütlichkeit von diesem Ort herunterscheuchen und den Sessel als die passende Rezeptionshaltung nehmen, mit der man auch Bach hören würde, John Coltrane oder das Frühwerk von Autechre. Musik also, der man tatsächlich zuhören sollte, und hier ist das zum Auftakt das freundliche elektronische Pluckern von Schlammpeitziger und danach ein mit dem ganzen elektronischen Apparat upgedatetes Songwriting von Vanishing Breed, dem eine John-Fahey-Verehrung von Taunus folgt. Alles spielt präzise von einem ins andere: man hört bei dieser Kompilation die Freude von Guido Möbius, dem Berliner Autopilot-Mann, dem Promoter und Musiker, alle Beiträge (unter denen auch ein Möbius-Stück zu finden ist) so zu tarieren, dass da immer Bezüge deutlich werden zwischen den Musikern und Bands, selbst wenn sie aus unterschiedlichen Ecken kommen. Ein einigendes Merkmal ist dabei, dass sich eine neue Einfachheit und verstiegene Komplexitätsgrade nicht widersprechen müssen. Nicht einmal innerhalb eines Tracks. Und mit Kinn, F.S. Blumm, Gaston, Anne Laplantine und anderen mehr kann diese Blackbox gut auch als Berliner Sampler (mit Gastbeiträgen aus Köln und sonstwo) genommen werden von einer Szene, die keine musikalischen Bekennerschreiben mehr verfassen will und statt auf Spekulatives lieber auf weitere Exerzitien setzt: ein stilles Arbeiten über, an und mit Musik, mit Sounds, mit den technischen Möglichkeiten, und das alles immer wieder hin und her gewendet, geschichtet und sortiert, um damit wieder zur Musik zu kommen. Einfach Musik. Was nun wirklich nicht wenig ist. THOMAS MAUCH