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: Zwei-plus-vier-Gespräche

Die Regeln für Duelle sind im Allgemeinen ziemlich einfach und verbindlich: Zwei Duellanten, zwei Sekundanten, maximal noch ein Arzt hinter den Kulissen, dazu etwas Morgengrauen – und gut ist. Aber das ist für die Damen und Herren Fernsehsender natürlich viel zu wenig. Folglich wird das „TV-Duell“ zwischen Angela Merkel und Gerhard Schröder am 4. September (20.30 Uhr, so ziemlich alle Sender) als Mannschaftssportart betrieben.

Zwar ging schon kurz nach den entscheidenden Gesprächen in Berlin ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender auf, dass dieses Konstrukt „nicht die Ideallösung“ ist. Die Sender hätten eben gerne wieder zwei Duelle gehabt, doch da war bekanntlich Frau Merkel vor.

Warum sie dagegen vier InterviewerInnen akzeptiert hat, weiß der Himmel. Wahrscheinlich hat der alte ARD-Rechenfuchs und Chefredakteur Hartmann von der Tann der in diesen Dingen nicht eben sattelfesten Fast-schon-Kanzlerin erklärt, die brutto vier Figuren liefen bei 90 Minuten Sendungslänge schon auf zwei netto hinaus.

Fest steht jedenfalls, dass dem von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 parallel übertragenen Schlagabtausch erhebliche Zerbröselungstendenzen drohen: Wenn die vier jeweils blockübergreifend in Zweiergrüppchen nach dem Strickmuster eine öffentlich-rechtlich, einer privat zusammengestellt werden, bleibt einer wirklichen Diskussion nur das Fallenlassen. Da können sich die gesammelten Fernseh-Chefredakteure noch so freuen, dass es anders als 2002 keine kleinkarierten Regeln in Sachen Nachfragen und Unterbrechen gibt.

Nun kann man den Sendern kaum, wie es am Mittwoch der im Vorduell unterlegene Kanzler tapfer versuchte, die Verantwortung ans Knie nageln, sie hätten durch ihre Nachgiebigkeit eine zweite Duellrunde verhindert. Doch ihre Eitelkeit, sich trotz eines einzigen Duells alle auf die Mattscheibe zu drängeln, führt die Idee des Duells schlicht ad absurdum. Wenn sich diese Damen und Herren dann noch vor laufender Kamera beweisen wollen, wer hier der/die Größte ist, mutieren Merkel und Schröder am Ende zu reichlich prominenten Randfiguren.

Vielleicht ließe sich das Ganze ja sogar noch dadurch überhöhen, es wirklich wie eine Sportveranstaltung zeitgleich von Experten kommentieren zu lassen. Weil nächstes Jahr praktischerweise Fußball-WM ist, bräuchte man die Expertenteams gar nicht groß zu verändern: Delling/Netzer für die ARD, Beckenbauer fürs ZDF, Oli Bierhoff für Sat.1 und so weiter. Oder es kommt doch noch jemand zur Vernunft und dünnt – brutto oder netto – das Frager-Feld aus. STEFFEN GRIMBERG