Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berliner Bühnen

Zurück auf die Bretter heißt es allenthalben. Also bitte trotz Hitze die Surfbretter und anderes Urlaubsequipment langsam einmotten und wieder ins Theater gehen! Das Tanzfestival „Tanz im August“ hat ja längst angefangen. Als letzter Höhepunkt steht ab morgen bis Sonntag die große Tanznacht auf dem Plan: in den Weddinger Uferstudios gibt es in einem Vorstellungsmarathon Arbeiten von 75 Künstlern zu sehen, 38 Performances, Workshops oder einfach Party. Superlative ohne Ende also. Mit Shuttles kann man außerdem zum Kurfürstendamm nach Charlottenburg reisen und dort 17 Nachwuchschoreografen erleben. Alles in einer Nacht! Am Wochenende haben außerdem die Jüdischen Kulturtage begonnen. Am Mittwoch hält der Gelehrte, Kabbalaspezialist und Schriftsteller David Salomon seinen berühmten Vortrag über die Mystik des Judentums „Kabbala in einer Stunde“. Wo? In der Konrad Adenauer Stiftung. Reden wird Salomon auch über die eher unterkomplexen Kabbala-Versuche à la Madonna und anderer Showgrößen unserer Tage. Am Freitag findet dann in den Berliner Synagogen wieder die „Lange Nacht der Synagogen“ statt. Und als wäre draußen nicht schon heißt genug, geht es in der Schaubühne in dieser Woche erst mal mit Lars Eidinger los, beziehungsweise Ivo van Hoves Version von Molières „Der Menschenfeind“. Da zeigt uns Extremschauspieler Eidinger mit virtuoser Griesgrämigkeit die misanthropische Kehrseite vom allseitigen Vergnügungs- und Partyzwang. In diesem Kontext wird nicht nur eine cool ausgestattete Bühne in ein Schlachtfeld verwandelt. Eidinger zeigt auch Kunststücke mit Partywürstchen. Im Übrigen schwebt der Geist von Steve Jobs über der Veranstaltung. Ipads, Iphones, wohin man blickt. Weshalb man eigentlich auch Lars Idinger schreiben müsste. Voilà!

■ Tanz im August: Tanznacht Berlin 2012, Mi-So

■ Jüdische Kulturtage, noch bis Sonntag

■ „Der Menschenfeind“: Schaubühne. Heute 20 Uhr.