KONRAD EULER, ARZT UND SCHWIMMER
: Der alte Mann und das Meer

■ hat als Allgemeinmediziner praktiziert und schwimmt jedes Jahr mindestens einen Wettkampf. Foto: privat

Eigentlich gefällt ihm dieser Rummel um seine Person nicht. Dass er mit 74 Jahren der älteste und gleichzeitig einer der knapp 300 Menschen ist, die Gibraltars Meerenge schwimmend durchquert haben, ist für Konrad Euler nichts Besonderes. Die 18,5 Kilometer lange Strecke zwischen Südspanien und der Küste Marokkos findet er sogar kurz. „Ich hab da nicht groß für trainiert, das ist nur für jemanden eine gewaltige Strecke, der nicht oft schwimmt“, sagt der pensionierte Arzt aus dem niedersächsischen Uslar.

Man ahnt es, Euler schwimmt oft. Richtig intensiv aber erst, seitdem es in seiner Praxis stressig wurde. Um sein gehbehindertes Bein zu trainieren und die Gelenke zu regenerieren versucht er, einmal täglich ins Wasser zu kommen. Seit seiner Pensionierung schwimmt er noch exzessiver – im Sommer in Uslar, im Winter in Florida. Dort, am Key West, hat er auch seinen ersten Wettkampf bestritten: Einmal um die Insel rum. Mit 63 Jahren war er da auch schon der Älteste. Doch Euler schwimmt nicht, um als Ältester Rekorde zu brechen. „Ich schwimme einfach gern im offenen Wasser und bin ganz gut darin.“ Seine größte Herausforderung bisher war der „Tampa Bay Marathon“. Dreizehn Stunden kämpfte er im Wasser um die 42 Kilometer zurückzulegen. Dreimal war er schon gescheitert, beim vierten Versuch hielt das Knie und auch das Wetter machte keine Probleme. Dafür aber seine Frau, die stört seine Abenteuerlust: „Sie schwimmt nicht und als Ärztin denkt sie dran, was alles passieren kann.“ Euler selbst glaubt, seine Grenzen zu kennen. Kraft tankt er morgens mit Milch. Es ist ihm wichtig, dass er nie gedopt hat. In Amerika fragen sie ihn immer danach.

Bei seinem jüngsten Abenteuer überraschte Euler dadurch, dass er keinen Neoprenanzug trug. Den zieht der Rentner nur an, wenn er in ganz kalten Seen in Kanada schwimmt. Die 18 Grad Wassertemperatur in Gibraltar seien nicht schlimm. „Nur die letzte Meile war hart, da waren es gefühlte 14 Grad.“ Seine größte Sorge galt ohnehin der Rückfahrt nach Spanien. Denn eins kann Euler gar nicht vertragen: „Auf dem Schiff bin ich total seekrank geworden.“ JJ