Fordernde Hühnerkacke

Eierkarton im politischen Willensbildungsprozess

Bewegt man sich den lieben langen Tag durch die Welt der Nachrichten, wird man zwingend mit allerlei Forderungen aus allen möglichen Richtungen konfrontiert. „Union fordert alternatives Finanzierungskonzept für Grundrente“, heißt es da in den Meldungen, oder: „Trump fordert Gesetz zum Verbot von späten Abtreibungen.“ Das politische Universum besteht in weiten Teilen daraus, bestimmte Ziele mit Nachdruck fordernd zu verfolgen und sich selbst als einzig möglichen Problemlöser darzustellen. Umso irritierter waren wir gestern, dass im Reigen der Fordernden ein bis dato noch unbekannter Kandidat auftauchte: „Eierkarton fordert mehr Tierwürde“, lautete die Überschrift einer Pressemitteilung. Jetzt dürfen sich also schon Eierkartons am politischen Willensbildungsprozess beteiligen und etwas verlangen. Demnächst fordert noch ein Kondom Rederecht im Parlament. Der fordernde Eierkarton jedenfalls wurde eigens von einer Ökoklitsche entwickelt und enthält „symbolisch Platz für fünf statt zehn Eier“, um auf das Problem des Freiraums für Hühner in der Tierzucht hinzuweisen. So löblich das Ziel auch ist, fordern wir doch den Eierkarton auf, lieber seine Arbeit zu machen, denn das Gelbe vom Ei ist solche schwersymbolisch fordernde Hühnerkacke nicht.