Abfahrt mit Akte

Politiker schichten schicken Papierberg auf

Trotz reizvoller Alternativen zum Ausdrucken wie der guten alten Flüsterpost, dem Auswendiglernen oder dem Internet bestehen die Politiker Schleswig-Holsteins noch immer darauf, ihre Schriftstücke durch den Drucker zu jagen. Und just deswegen mag „der Papierberg des Kieler Landtags“, von dem die Topografen der dpa gestern raunten, einfach nicht schrumpfen. Im letzten Jahr wuchs der Bürokratenhügel an der Förde gar um stattliche „1,7 Millionen Blatt“. Längst ist das schneeweiße Massiv – im Beamtendeutsch „Mount.doc“ genannt – die höchste Erhebung im Bundesland zwischen den beiden Meeren, das an Touristenattraktionen bislang nur einen altersschwachen Seebären und eine Krabbe mit zwei linken Scheren aufzuweisen hatte. Künftig soll der Kieler Papierberg auch nicht abgebaut, sondern weiter mit armdicken Geschäftsordnungen und weitschweifigen Stellungnahmen beschneit werden. Besonders die rasante Abfahrt im gleißenden Papierschneematsch vom Piz Powerpoint vorbei an den Zwillingsgipfeln der Kleinen und der Großen Anfrage bis in die Hänge der Ablage zieht Wintersportler an, die das bürokratische Abenteuer suchen. Eher beschaulich geht es dagegen in den staubtrockenen Loipen der Aktenvermerke und Sitzungsprotokolle zu.