wortwechsel
: Frieden schaffen mit Frauenpower

Die Leser*innen äußern sich zu Kleingeld und Barzahlung, Familien mit zwei Müttern, Traumatisierung durch Kinderbücher und der Bezahlung für Erzieher*innen

Weg damit! Foto: Kai Pfaffenbach/reuters

Bargeld nicht abschaffen

„Bayern hält an Klimpergeld fest“,

taz vom 29. 1. 20

Die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen wäre ein Segen, denn dann wäre es auch mit dieser blödsinnigen Preisgestaltung von x,99- oder x,98-Preisen vorbei. Diese Preisgestaltungen zeigen nur, das man den Käufer für so doof hält, dass er nicht merkt, was das Produkt tatsächlich kostet. Nicht nur nicht in Ordnung, sondern geradezu ein Akt von Staatsterrorismus sind dagegen die globalen Bestrebungen, das Bargeld abzuschaffen. Dass mit Abschaffung des Bargelds auch jede Privatsphäre und damit ein wesentliches Grundrecht abgeschafft würde, haben in Deutschland mehr Menschen begriffen als in anderen Ländern. Vielleicht durch die sehr schmerzhaften Lektionen 1933-45, wo sehr viele Menschen erfahren mussten, wie es ist, wenn eine Regierung nichts von den individuellen Grundrechten hält. Wie praktisch für bestimmte Regierungen, wenn Grundrechte, wie die Privatsphäre, de facto schon abgeschafft sind, wenn sie an die Macht kommen.

Für bewusste Demokraten ist die Abschaffung des Bargelds ein Alptraum. Ich zahle seit den Enthüllungen von Herrn Snowden nur mit EC-Karte oder Kreditkarte, wenn es nicht anders geht. Wer die Bedeutung seiner Enthüllungen nicht verstanden hat, hat gar nichts verstanden.

Dagmar Schön, München

Überhangmandate

„Unser Wahlrecht ist das beste zweier Welten“,

taz vom 29. 1. 20

Das Problem mit dem ungünstigen Proporz zwischen Männern, Frauen und Berufsgruppen sowie Überhangmandaten könnte wesentlich reduziert werden. Ein Direktmandat gewinnt, wer mindestens 30 % der wahlberechtigten Bürgerschaft des Wahlkreises, und davon jene Person, die den höchsten Stimmenanteil von über 30 % erhält. Das reduziert die Zahl der Direkt- und Überhangmandate erheblich. Die restlichen Plätze werden entsprechend der Parteiliste und der Zweitstimmen­stärke ermittelt. Alle zur Wahl stehenden Parteien haben die Möglichkeit, jenen Verteilungs­schlüssel bei der Listenaufstellung zu verwirklichen, der ihrem Programm am besten entspricht, wie beispielsweise beim Frauen­anteil, der Berufsmischung usw.

Das Hauptproblem der Wahl­rechtsreform wird allerdings daran liegen, dass die derzeitigen Abgeordneten, insbesondere jene mit Erbhof, bereit sein müssten am eigenen Stuhlbein zu sägen.

Berthold Noeske, Freiburg

Rechtssicherheit

„Mutter mit Malus“,

taz vom 29. 1. 20

Vielen Dank für den wichtigen Artikel. Es ist dringend notwendig, besonders im Interesse der Kinder, hier eine Rechtssicherheit zu schaffen. Es wird ja auch nicht geprüft, ob der Mann, der eine Vaterschaft anerkennt, tatsächlich der leibliche Vater ist. Außerdem ist jedes in einer Ehe geborene Kind von Geburt an Kind des Ehemannes, egal ob er der genetische Vater ist oder nicht. Die Gemeinde Schellerten im Landkreis Hildesheim ist nicht katholisch. Außerdem halte ich den Zusatz nicht für relevant in Bezug auf das beschriebene Problem. Ob eine überwiegend katholische Bevölkerung in einer Region das juristische Problem vergrößern würde, ist reine Spekulation.

Ilse Ochner, Alfstedt

Feministische Außenpolitik

„Mit Dschihadisten reden“,

taz vom 29. 1. 20

Ich teile die Meinung von Melissa Li, dass u. a. im Mali-Einsatz mehr Militär die Krise nur verschlimmern wird und dass es dringend um eine kreative mutige politische Strategie geht. Genauso richtig ist sicher die Analyse der unterschiedlichsten Gruppen für ein Verhandlungsmandat. Aber es reicht nicht, wenn nur mit Clans und Clanchefs und z. T. selbst ernannten Milizenführern – alles Männer – Friedensabkommen erstellt werden sollen. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen und gerade auch das Beispiel Kolumbien haben eindeutig die Notwendigkeit gezeigt, Frauen in alle Verhandlungsformate einzubeziehen; ohne sie ist nachhaltiger und qualitativer Friede nicht möglich. Im Jemen und in Syrien, aber auch in Libyen, Mali stehen Frauen und Frauenorganisationen mit großer lokaler Übersicht in Konfliktursachen zur Verfügung, die die Bewältigung eines Alltags, De-Militarisierung, gerechte Verteilungspolitik, Grundbedürf­nisse wie Gesundheit, Bildung in die Diskussion bringen. Sie sprechen vor der UNO (z. B. Rasha Jarhoum aus dem Yemen), sie arbeiten mit Friedensnobelpreis­trägerinnen zusammen. In Deutsch­land ist das trotz gelabelter „feministischen Außenpolitik“ immer noch nicht in der gelebten Politik angekommen. Die Libyenkonferenz in Berlin hat es belegt: verhandelt wird mit Warlords und Männern aus Rebellengruppen. Nehmen Sie doch endlich mal die eingegangenen Verpflichtungen aus der Frauen-Frieden-Sicherheits-Agenda ernst – 20 Jahre nach ihrer Verabschiedung.

Heidi Meinzolt, Stockdorf

Kinder und Atomkrieg

„Nichts in Watte packen“,

taz vom 25. 1. 20

Im Alter von 13 Jahren wurde ich von Gudrun Pausewangs „Die letzten Kinder von Schewenborn“ traumatisiert und muss daher Waltraud Schwab entschieden widersprechen. Worin soll der Sinn bestehen, Kinder in dieser Form auf die verheerenden Auswir­kungen eines Atomkrieges aufmerksam zu machen? Stimmt, Kinder dürfen wissen, in welcher Welt sie glücklicherweise gerade nicht leben. Aber Szenen wie die detailliert beschriebene Geburt des Säuglings ohne Augen dienen nicht der Aufklärung, sondern lösen lediglich Angst, Verzweiflung und Hoffnungs­losigkeit aus.

Michael Spliethoff, Essen

Gehalt nach Tarif

„Arme Erzieher*innen“,

taz vom 30. 1. 20

Ergänzend zu Ihrem Artikel ist darauf hinzuweisen, dass die Schülerinnen/Schüler in praxisintegrierten Ausbildungsgängen zur Erzieherin/zum Erzieher, die in kommunalen Verwaltungen und Betrieben ausgebildet werden, unter den Geltungsbereich des von der Vereinten Dienstleistungs­gewerkschaft (ver.di) mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände auf Bundes­ebene abgeschlossenen Tarifver­trags für Auszubildende des öffentlichen Dienstes fallen und danach während des gesamten Ausbil­dungs­gangs Anspruch auf ein monatliches Ausbildungsentgelt von zurzeit 1.140,69 € im ersten Ausbildungs­jahr, 1.202,07 € im zweiten Ausbildungsjahr und 1.303,38 € im dritten Ausbildungs­jahr haben. Soweit die Ausbildung auf traditionellem Weg mit Fachschulaus­bildung und anschließendem Anerkennungsprak­tikum stattfindet, besteht während des einjährigen Praktikums nach dem Tarifvertrag für Praktikan­tinnen/Praktikanten des öffentlichen Dienstes Anspruch auf ein monatliches Entgelt von zurzeit 1.602,02 €.

Onno Dannenberg, ver.di, Delmenhorst

Zeitung lesen!

„Papier vs. digital“,

allgemeine Anmerkung

Liebe tazler*innen, meine dringende, aus tiefster Seele und aus tiefstem intellektuell vergnüglichem Lesen der taz seit taz-Beginn kommende innige Bitte:

Lasst die taz unbedingt auf Papier weiter erscheinen!!!! Ich will in meiner taz blättern mit Papier­rascheln, will einzelne wichtige Artikel mit der Schere ausschneiden und meinen WG-Genoss­Innen aus China, Kolum­bien und Mexiko zeigen und analog auf die Schreibtische legen. Oder meiner Tochter nach Sydney per Post schicken. Ich will mit bunten Stiften Wichtiges anstreichen. Ich will im Café meinen Kaffee trinken und analog und lustvoll eine Zeitung lesen.

Harald Mueller-Rothgenger, Hannover