berliner szenen
: Hauptsache, was Schwules

Ich kopier was im Copyshop, als mir einfällt, dass man in Copyshops ja auch T-Shirts bedrucken lassen kann, und als ich das denk, fällt mir ein Freund ein, der immer ein Shirt trug mit dem Spruch „So many boys, so little time!“ – „So viele Jungs, so wenig Zeit!“ –, und dieser Freund von mir hatte irgendwie jeden Tag Sex.

Hmm, denk ich, ich will auch jeden Tag Sex, und schon steh ich in der T-Shirt-Abteilung.

„Hallo“, sag ich. „Ich will ein Shirt.“ Und dann frag ich, ob ich die Shirts vorher anprobieren kann, weil irgendein Shirt soll’s jetzt auch nicht sein, sondern eins, das 1a sitzt. Das hilft bestimmt bei jeden Tag Sex.

„Klar“, sagt die Designerin. „Such dir eins aus. Die für Damen hängen da.“

Ich seufze. „Und die für Herren?“

„Da.“

„Das Blaue“, sag ich, probiere an. Es sitzt 1a. „Und da jetzt den Satz drauf: Too many boys, too little time!“

„Too many …? Ah. Und welche Farbe?“

„Pink“, sag ich. Pink muss einfach sein, so als Kontrast zu Blau, und vielleicht schnallt die Designerin dann ja auch, dass es ein queeres Shirt ist, so wie auch ich queer bin. Sie scheint’s zu schnallen, denn sie zeigt mir ein Pink, dass ich glatt übersehen hab: so ein knallig-leuchtendes, mit Glitter. „Super!“

Ich grinse.

Sie grinst zurück, aber so ganz geschnallt hat sie’s dann doch noch nicht mit dem Queer, denn für die Schriftart empfiehlt sie mir: „Was Weiblich-Feminines, ja?“

„Nee“, sag ich. „Was Schwules.“

„Was Schwu-?“ Sie schaut auf vom Bestellschein, auf dem sie meine Wünsche notiert. Aber dann kapiert sie tatsächlich, vollends, notiert auch noch „Was Schwules“ und sagt: „Morgen 17 Uhr. Reicht?“

„Och“, sag ich. Und was ist mit jeden Tag Sex? Ich dachte, das geht heute schon los. Aber okay, Geduld ist auch eine Tugend, und mal ehrlich: Sex geht auch ohne Shirt mit Spruch. Ich schwör!

Joey Juschka