Neuer Präsident in Guinea-Bissau

Oppositionskandidat mit alter Libyen-Connection gewinnt Wahl

In Guinea-Bissau hat Oppositionskandidat Umaro Sissoco Embaló die Präsidentschaftswahl gewonnen. Der 47-Jährige holte bei der Stichwahl am vergangenen Sonntag laut Wahlkommission 54,55 Prozent, gegenüber 46,45 Prozent für Domingos Simões Pereira, dem Kandidaten der ehemals sozialistischen Regierungspartei PAIGC, der beim ersten Wahlgang noch klar vorne gelegen hatte. Pereira lehnte das Wahlergebnis ab und sprach von Manipulation.

Der Wahlsieger ist ein mit einer Christin verheirateter Muslim. Er ist Brigadegeneral der Reserve und war von 2016 bis 2018 Premierminister. Er ist auch in früheren Zeiten Westafrika-Vertreter des staatlichen libyschen Investitionsfonds der Gaddafi-Zeit gewesen. Im Wahlkampf trat er gerne mit Palästinenserschal auf und ließ sich „General“ nennen, obwohl er den aktiven Dienst schon längst quittiert hat. Politisch ist er Vizepräsident der PAIGC-Abspaltung Madem und wird nun mit einem PAIGC-dominierten Parlament klarkommen müssen. Die PAIGC ist die Nachfolgepartei der bewaffneten Befreiungsbewegung, die Guinea-Bissau 1974 in die Unabhängigkeit von Portugal führte, ist aber in zahlreiche Fraktionen zerfallen. Das Land gilt heute als bitterarme Drehscheibe organisierter Kriminalität, beispielsweise im Drogenschmuggel aus Südamerika Richtung Afrika und Europa. (afp, taz)