Ottilie und Herzgefühl

Der Bremer Naturschutzbund feiert Jubiläum: zehn Jahre zwischen Bastelbögen, Guildo Horn und Waldgesetz

Bremen taz ■ Ottilie ist auch da, eigens angekarrt zum Jubiläum. In dünne Scheiben geschnitten, mit Petersilie und Radieschen obendrauf, ziert sie die Brötchen auf dem Buffet. Ottilie – ein echtes Naturschutz-Schwein, aufgewachsen im Schullandheim Dreptefarm, das der Bremer Naturschutzbund (Nabu) betreibt. Der feierte gestern sein zehnjähriges Bestehen.

Auch wenn der Nabu selbstverständlich die flächenfressende Gewerbegebietspolitik der großen Koalition geißelt und die Unterschutzstellung des Hollerlandes begrüßt – der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt im kleinen. „Unser Anspruch war nie, möglichst große Naturschutzgebiete auszuweisen“, unterstreicht Geschäftsführer Sönke Hofmann. Vielmehr wolle man Naturerlebnis und Naturverständnis vermitteln. Von „diesem Herzgefühl“, einmal 100 Kraniche vor der aufgehenden Sonne in der Elbtalaue in den Himmel steigen zu sehen, schwärmt Hofmann, „kann man lange zehren“. Gut 1.000 TeilnehmerInnen verzeichnet der 3.500 Mitglieder starke Landesverband inzwischen jedes Jahr bei seinen Exkursionen, auf der Dreptefarm in Wulsbüttel sind darüber hinaus jährlich an die 250 Kinder zu Gast. Jüngstes Projekt: die benachbarte „Froschfarm“, ein Paradies für Amphibien und alle, die sie kennenlernen wollen.

Zu den politischen Erfolgen zählt Hofmann, von Haus aus Förster, das kürzlich verabschiedete Bremer Waldgesetz und die Reform der Reform der Baumschutzverordnung. Der Nabu, seit 2004 auch in Bremen gesetzlich anerkannter Naturschutzverband, hatte rund 7.500 Unterschriften dafür gesammelt. Als Highlights der Verbandsgeschichte gelten können ferner die Buntspecht-Inventur (1997), der Kamera-Nistkasten (1998 erfunden), das erste Bremer Biomilchfest mit „1.000 Litern Freimilch“ (1998) und das Kuhroulette (1999) – Quizfrage: „Wo fällt der Fladen hin?“

Und natürlich die Guildo-Horn-Unterstützungsparty. 1998 haben die Naturschützer sie anlässlich des Grand Prix organisiert, im Hinterhof der Geschäftsstelle an der Contrescarpe, für den „Vogel des Jahres“ Guildo Horn. Der Erfolg war nichtsdestotrotz bescheiden: Für die Hecken im Oldenburger Land, die der Nabu pflanzen wollte, kamen ganze 500 Mark (250 Euro) zusammen. Und Guildo Horn, im fernen Birmingham, landete auf Platz 7. sim