Wandel, mittendrin I

Das widersprüchliche Panorama Italiens auf dem taz lab

Wer bei „Change“, dem Thema des diesjährigen taz lab, an Italien denkt, hat recht; und auch wieder nicht. „Wenn alles so bleiben soll, wie es ist, dann muss sich alles ändern“, lautet der berühmteste Satz aus einem der berühmtesten italienischen Romane, dem „­Leopard“ von Giuseppe Tomasi di Lampedusa. Der Historiker Philipp Ther sieht in seinem aktuellen Buch den Berlusconismus „als Vorläufer des heutigen Rechtspopulismus“, der eine „florierende Volkswirtschaft“ heruntergewirtschaftet habe. Konkret: Mehr als doppelt so viele junge Leute (17,8 Prozent) sind von Arbeitslosigkeit infolge der Dauerkrise betroffen wie ältere. 250.000 junge Italiener haben dem Land im letzten Jahrzehnt den Rücken gekehrt. Gleichzeitig war Italien mit der Fünf-Sterne-Bewegung das erste große europäische Land mit einer zumindest in den Ursprüngen linkspopulistischen Bewegung in der Regierung und füllt gerade mit den „Sardinen“ die Straßen und Plätze, um sie nicht dem rechtspopulistischen Zampano Salvini zu überlassen. Im Süden gehen die Menschen auf die Straße, um Polizei und Justiz gegen die Mafia zu unterstützen, während auf den Feldern Migranten als moderne Sklaven Tomaten und Zitrusfrüchte ernten. Das taz lab fällt in diesem Jahr auf den 25. April, den Tag der Befreiung Italiens vom Nazifaschismus; und wir dürfen nie vergessen: Nur weil es diesen Wandel gab, können wir überhaupt über eine Zukunft diskutieren. Ambros Waibel