Kleinaktionäre werden abgespeist

Bei der Fusion von Springer und ProSiebenSat1 profitiert vor allem einer: der US-Milliardär Haim Saban

BERLIN taz ■ Die Übernahme von ProSiebenSat1 wird für die Kleinaktionäre kein besonders gutes Geschäft: Ihnen bietet Springer nur gut 14 Euro je Aktie. Der US-Milliardär Haim Saban und hinter ihm stehende Finanzinvestoren hingegen erhalten 23,37 Euro pro Anteilsschein.

Der Grund für diesen erstaunlichen Preisunterschied: Saban und seine Investoren haben so genannte Stammaktien erworben – und zwar direkt aus der Insolvenzmasse des Kirch-Imperiums und nicht über die Börse. Diese Stammaktien sind mit einem Stimmrecht ausgestattet und erlauben es daher, Einfluss auf das Unternehmen ProSiebenSat1 zu nehmen.

Der gemeine Aktionär hingegen kann an der Börse nur Vorzugsaktien kaufen. Dafür bekommt er zwar eine etwas höhere Dividende, bleibt aber bei allen Abstimmungen außen vor. Aktionärsschützer sehen dieses Prinzip schon lange skeptisch. Weil Vorzugsaktionäre ihr Geld geben, ohne mitzubestimmen, seien sie nur „Cash Cows“ der Unternehmen, sagt Jürgen Kurz von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Während die Gruppe um Saban den Kaufpreis offenbar frei mit Springer aushandeln konnte, gilt für die börsennotierten Vorzugsaktien der Durchschnittskurs der vergangen drei Monate. Er liegt mit 14,10 Euro sogar inzwischen unter dem aktuellen Börsenkurs. Das Angebot an die Vorzugsaktionäre entspricht zwar dem Gesetz, sei aber angesichts des von Saban erzielten Preises „völlig unzureichend“, meint Kurz.

Eine Chance gibt es aber noch: Wer jetzt kein Bargeld von Springer nimmt, bekommt für seine Aktien Papiere des fusionierten Konzerns. Das Umtauschverhältnis ist gerichtlich anfechtbar, was einen finanziellen Nachschlag bringen kann. Weil Springer aber wieder nur Vorzugsaktien ausgibt, wird sich an den Machtverhältnissen nichts ändern. Auch im neuen Konzern wird nur eine Frau das Sagen haben: Verlegerwitwe Friede Springer.

Saban auf jeden Fall ist sehr zufrieden mit seinem Kurz-Engagement bei ProSiebenSat1: Insgesamt 2,5 Milliarden Euro bekommen er und seine Investoren von Springer. „Nicht schlecht“, findet Saban. Denn vor zwei Jahren hat er nur 525 Millionen Euro für die Mehrheit an der Senderkette bezahlt. Später hat er für geschätzte 200 Millionen Euro weitere Anteile hinzugekauft. Rund 300 Prozent Rendite in nur zwei Jahren – für Kleinaktionäre ein schwer zu erfüllender Traum.

STEPHAN KOSCH