HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER
: Geteilte Freude

Elli selbst nibbelt an einem Stück Salat, während sie sich das Fleisch aus der Teigtasche ziehen lässt

In Barmbek wird‘s voll. Schulkinder müssen um diese Uhrzeit aus der Schule entlassen worden sein. Und klar haben die fünf Mädchen, die jetzt ins Abteil steigen, Hunger.

Doch die Ressourcen sind ungleich verteilt: Das kleine, dünne asiatische Mädchen hat den einzigen Döner. Dann gibt‘s noch eines mit Pommes, und es gibt ein Mädchen mit Joghurt. Und es gibt die Schnorrer. Verhandlungen werden geführt, wer den Döner des Mädchens, das wohl Elli heißt, aufessen darf, wenn sie nicht mehr kann.

Unterbrochen werden diese Erörterungen, als die, die meinen, das Anrecht auf Ellis Döner zugesprochen bekommen zu haben, besorgt scheinen, das es nicht so weit kommen wird: Dank der anderen Mädchen ist der Döner schon halbwegs weg, bevor die arme Elli auch nur einmal davon hat abbeißen können. Manchmal fängt sie geschickt die Gurkenstückchen auf, die von ihrem Döner fallen, während er durch all die fremden Hände wandert.

Ich mache mir zunehmend Sorgen um Elli, beobachte, wie ihre Hand versucht, in die Runde zu gelangen, die ihr Döner da macht. Sobald ihr das gelingt, bittet das blonde Mädchen, das gar nichts dabei hat – nicht mal einen Anspruch auf Ellis Döner, wenn die nicht mehr kann – um ein Stückchen Fleisch, „nicht immer nur Salat“.

Elli selbst nibbelt an einem Stück Salat, während sie sich das Fleisch aus der Teigtasche ziehen lässt. Ich steige aus und bin ganz froh, nicht mehr mitzubekommen, wie die Sache für sie ausgeht.