UNVERBREMT VON EIKEN BRUHN
: Radelnd in den Nahkampf

Die interessantesten Themen, so lautet eine alte Journalistenlehrer-Weisheit, liegen auf der Straße. Nicht unbedingt die wichtigsten, aber die, zu denen viele Leute eine entschiedene Meinung haben. Ob zum Beispiel Radfahrer in einem Kreisverkehr auf einer eigenen Spur radeln oder sich unter’s Autofahrer-Volk mischen sollen.

Letzteres, so argumentiert die Pedaltreter-Lobbyorganisation ADFC eigentlich seit Jahr und Tag, sei sicherer für diejenigen, die nicht mit einer Blechhülle für den täglichen Straßen-Nahkampf gepanzert sind. Die Logik dahinter: Auf diese Weise könnten die Autofahrer die Existenz der anderen Verkehrsteilnehmer nicht mehr so leicht ignorieren und braten diese deshalb seltener über den Haufen.

Dass dies nicht unbedingt heißen muss, Rad fahren in der Stadt wäre eine vergnügliche Angelegenheit, lässt sich sehr eindrucksvoll in Berlin erleben, wo an vielen großen Straßen die Radwege fehlen. Adrenalin-Junkies schwören auf den Rausch, den das Linksabbiegen auf vierspurigen Straßen verursachen kann. Alle anderen sind heilfroh, wenn sie zwischendurch ein Stückchen auf dem Radweg verschnaufen dürfen.

Auch im Bremer Stern hält der ADFC eine Ausnahme von der Regel für sinnvoll. Zu groß erscheint dort das Chaos, das Autofahrer im Morgen- oder Feierabendstress verursachen. Als läge hier nicht die Lösung: Autos raus aus der Stadt.