meinungsstark
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Endlich was los im Hühnerstall!

„Manche Schlager werden nie alt. Und jetzt alle: „Oma will die #GEZabschaffen!!“, taz vom 6. 1. 20

Ich bin mir nicht im Klaren, ob alle, die sich jetzt köstlich über die Oma als Umweltsau künstlich aufregen, die Geschichte des ursprünglichen Scherzliedes kennen. 1958 jedenfalls war die Oma eine „ganz patente Frau“ und man konnte alles recht lustig finden. Dahingegen ist der neue Text überhaupt nicht lustig, ein stumpfsinniges Konstrukt aus Klischees, die die augenblickliche Diskussion beherrschen. Und singen möchte man das schon gar nicht. Also eigentlich Pillepalle, nicht der Rede wert. Wenn das Ganze nicht nur der Oma zugeschrieben würde. Die meisten SUVs, die an den Schulen vorfahren, werden von jungen Müttern gesteuert. Den Begriff Umweltsau an sich finde ich sehr sympathisch, er klingt wie Salonlöwe, Herzensbrecher oder Lebedame. Aber warum wird der ganze Mist jetzt auf Omas Anhänger geladen? Reiner Zufall, weil eben 1958 in diesem Lied nicht der Opa mit dem Motorrad durch den Hühnerstall sauste. Generationenkonflikt? Schwachsinn, wenn schon, dann sollten wir uns alle den Schuh anziehen und uns eher darüber ärgern, dass im Lied nicht auch die Enkel, die die Eier mit dem Smartphone suchen, durch den Hühnerkakao gezogen werden. Und, was die Zensur angeht: Tom Buhrow, setzen, sechs. Heinz Mundschau, Aachen

„Ist Satire bald ganz verboten?“

„Die ganze Affenbande brüllt“, taz vom 6. 1. 20

Warum entschuldigt sich Tom Buhrow für eine ganz normale Satire und lässt sich damit von den Rechten und den „Spießern“ vor sich hertreiben?! Ist Satire bald ganz verboten? Die heutigen Omas und Opas sind oft mitnichten die „Schwachen“, wie er es darstellt. Schon aufgrund unserer Babyboomer-Masse sind wir kaufkräftig, haben damit eine große Marktmacht und sind politik-(mit-)entscheidend. PS: Ich bin 63. Oma-Generation. Michaela Kaiser, Hamburg

Völlig „demokratieenthoben“

„Vergesst Höcke!“, taz vom 2. 1. 20

Selbstverständlich ist die AfD eine bürgerliche Partei. Weil sie eine kleinbürgerliche Partei ist. Formalästhetische Bürgerlichkeit einerseits und politischer Extremismus andererseits schließen sich – wie die derzeitige AfD-Verortungsfrage suggeriert – doch nicht nur nicht aus, sondern kollaborieren gern für bessere Zugangsmöglichkeiten in die oftmals vor allem auch über fomalästhetischen Eindruck gewinnbare Mitte. Wer sein Kreuz bei der AfD macht, weiß, dass viele andere über ihn sagen werden, dass er Rechtsextreme unterstützt. Also macht er dieses Kreuz entweder, weil er mit Rechtsextremen nicht das Problem hat, was man automatisch haben müsste, wenn man kein, in welchem Grade auch immer, Rechtsex­tremer ist. Oder aber, er nimmt das, was die demokratische Öffentlichkeit über ihn sagt, als Maßstab der Identifizierung ohnehin nicht ernst. Das ist dann zwar nicht automatisch auch rechtsextrem, aber auf andere Art in nicht ungefährliche Richtungen politisch extrem – nämlich extrem demokratieenthoben. Wolfram Hasch, Berlin

Die Gefahr: Begrenzte Atomkriege

„USA und Iran auf Kriegskurs“, taz vom 6. 1. 20

Die Gefahr begrenzter Atomkriege steigt. Die Welt sieht heute hilflos zu, wie stündlich die Kriegsgefahr im Mittleren Osten wächst. Aber auch wenn es gelänge, dieses Pulverfass für einige Zeit zu befrieden, bietet die gesamte internationale Lage keinen Grund zur Beunruhigung. Es droht eine neue Blockbildung: Russland-China-Iran und ihre Verbündeten auf der einen, die USA-Japan-Saudi-Arabien-Israel und ihre Verbündeten auf der anderen Seite. Beide verfügen über Atomwaffen. Um die Bedrohungslage zu verstehen, sei daran erinnert, dass bereits in den 70er Jahren die USA ihre Militärstrategie verändert haben. Auf Bedrohungen soll nicht mehr mit Entsendung von Bodentruppen, sondern mit der Durchführung präventiver Enthauptungsschläge reagiert werden. Und das unter Einsatz von Nuklearwaffen. Rolf Schümer, Berlin