Bürgerwehr teilt aus

SELBSTJUSTIZ In der Rostocker Straße in Gröpelingen erwischen Anwohner am Freitag einen vermeintlichen Einbrecher und verprügeln ihn. Die Polizei will nun vermehrt Streife fahren. Grüne fordern Aufklärung

Es sei zu keiner Anzeige gekommen, „weil kein Täter und keine Spuren da waren“

Henning Zanetti, Polizeisprecher

Am Freitagmorgen ist es in der Rostocker Straße in Gröpelingen zu Auseinandersetzungen gekommen. Ein 19- und ein 22-Jähriger wurden von Anwohnern für Einbrecher gehalten. Der 22-Jährige erlitt eine Kopfverletzung und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Als die Polizei eintraf, war sein Begleiter nicht mehr da. Die Mieter der Hochhäuser haben seit Tagen Angst vor wiederkehrenden Einbrechern, die über Baugerüste versuchen, in die Wohnungen zu gelangen (taz berichtete).

„Ich habe geschlafen und auf einmal lautes Geschrei gehört“, sagt Aftab Chand. Er ist als sachkundiger Bürger für die SPD im Sozialausschuss des Gröpelinger Beirats und wohnt selbst in einem der Blocks. Die jungen Männern sollen sich auf einem der Baugerüste aufgehalten haben. „Die Bewohner passen jetzt viel mehr auf, sie haben eine Art Bürgerwehr gebildet“, sagt Chand.

Als die Polizei mit mehreren Streifenwagen eintraf, habe sich die Situation schon wieder beruhigt, sagte Polizeisprecher Henning Zanetti. Noch sei unklar, ob es sich bei den Männern tatsächlich um Einbrecher handelt. Wachsamkeit sei gut, die Bürger dürften das Gewaltmonopol aber auf keinen Fall selbst in die Hand nehmen, so Zanetti. Am Freitag habe sich die Polizei mit dem Ortsamt, einer Sozialarbeiterin und dem Vermieter, dem Unternehmen Baum, zu einem Gespräch getroffen. „Wir fahren nun vermehrt Streife und versuchen, das Sicherheitsgefühl wieder herzustellen“, so Zanetti. Der Vermieter wolle sich um einen Sicherheitsdienst bemühen, es soll ein runder Tisch eingerichtet werden.

In der Rostocker Straße gab es neben drei Einbrüchen und drei Einbruchsversuchen „den ein oder anderen Anruf“, so Zanetti, die Polizei sei dann immer da gewesen. „Es ist zu keiner Anzeige gekommen, weil kein Täter und keine Spuren da waren.“ Zuvor hatte die Polizei noch von zwei Einbrüchen seit Juli gesprochen.

Die Fraktion der Grünen erwartet indes Aufklärung in der Innendeputation: „Die Berichte über die Einbruchsversuchen werfen einige Fragen auf“, so der grüne Innenpolitiker Björn Fecker. Der vermittelte Eindruck, dass die Polizei die Probleme der Betroffenen nicht ernst nehme, müsse aufgeklärt werden.  JPB