GEDENKEN
: Im Dienst der Wissenschaft

„Pass gut auf die Kleinen auf“. Antje Kosemund hat die letzten Worte ihrer früh verstorbenen Mutter nie vergessen. Ein halbes Jahrhundert, nachdem ihre Eltern sich dem Druck der nationalsozialistischen Familienfürsorge gebeugt haben, die die behinderte Schwester im Dezember 1933 in die Alsterdorfer Anstalten eingewiesen hat, beginnt sie, nach dem Schicksal Irma Sperlings zu forschen. Mitte der 90er schließlich erfährt sie, dass das Gehirn der Schwester im Wiener Psychiatrischen Kankenhaus Baumgarten Höhe aufbewahrt wird. 1943 starb Irma Sperling im Alter von 13 Jahren in der angegliederten Kinderfachabteilung Am Spiegelgrund nach „medizinischen Experimenten im Dienst der Wissenschaft“. Angelika Schuster und Tristan Sindelgruber erzählen die Geschichte ihres kurzen Lebens und des Kampfes um die Beisetzung ihrer Überreste in ihrer Doku „Spiegelgrund“, lassen ehemalige Opfer, Freunde und Angehörige zu Wort kommen, vermitteln historische und medizinische Zusammenhänge. Am Montag ist der Film im Metropolis zu sehen, Antje Kosemund ist zu Gast.  MATT

■ Mo, 26. 8., 17 Uhr, Metropolis, Kleine Theaterstraße 10