Steffen Grimberg Der Wochenendkrimi
: Landschaft mit Leiche

Dem Schweizer Fernsehen SRG gelingt etwas sehr Kostbares in diesen hektischen Zeiten: Wenn der große Dichter Sten Nadolny vom Chiemsee schon der Entdecker der Langsamkeit ist, dann ist dieser „Tatort“ vom Vierwaldstättersee ihre ultimative Steigerung.

Schon der Titel hat so gar nichts von effektheischerischer, überbetonender Fernsehwelt. Fast nichts ist Fake, die Wissifluh, diesen Bauernhof cum Ausflugslokal hoch über Vitznau am Rigi gelegen, gibt es wirklich. Die Luftseilbahn nach dort droben, die im Film die Hauptrolle spielt, auch. Nur dass die Bewirtschafter nicht wie im „Tatort“ Arnold heißen (und zumindest der Senior zwischendurch schwer verdächtigt wird), sondern viel schöner Trionfini.

Wenn man von der Wissifluh die Urmistraße talwärts fährt, kommt man nach anderthalb Bauernhöfen übrigens an der Komaja-Meditationsschule („Stiftung zur Förderung der körperlichen und seelischen Gesundheit“) vorbei. Was eigentlich alles über den heutigen „Tatort“ sagt, auch wenn der Meditationsschuppen im Film gar nicht vorkommt: Hier wird erholsamer Nachtschlaf auf nicht unangenehme Weise vorweggenommen.

Nun darf man das bundesdeutsche TV-Publikum natürlich nicht mit schöner Gegend überfordern, sondern muss Schweizklischees bedienen. Nur Schwyzerdütsch bleibt weiter tabu! Also gibt’s eine Rahmenhandlung mit Leiche: Wissifluh kurz vor der Pleite, am Nationalfeiertag fällt ein lupenreiner Investor nach der Fete droben aus der Gondel, und jedem ist sofort klar: Luxusresort im Naturschutzgebiet geplant, die armen Kühe müssen raus, alle korrupt, auch der Nationalrat, Kommissar Retro Flückiger (Stefan Gubser) ist und bleibt ein Macho. Hatte ich die Wollschweine schon erwähnt? Wissifluh-Wollschweine, echt süß. Und, ja, sie kriegen sich. Bei einem Teller Spaghetti. Und jetzt ab in die Heia!

Luzern-„Tatort“: Hanglage mit Aussicht“; Sonntag, 20.15 Uhr, ARD