Köln setzt sich oben fest

Zum Auftakt der neuen Saison besiegt Aufsteiger 1. FC Köln den FSV Mainz mühsam mit 1:0. Der dadurch erklommene Uefa-Cup-Platz kommt den Rheinländern gerade recht. Spielerisch ging wenig

„Es wäre schön, wenn wir da oben bleiben könnten“, sagte Björn Schlicke hinterher

AUS KÖLNCHRISTIANE MITATSELIS

Der junge Prinz aus Köln hatte es eilig. „Sportstudio, da bin ich heute Abend“, sagte Lukas Podolski. Und weg war er, ein ZDF-Chauffeur kutschierte den Stürmer nach Mainz. In Köln wurde derweil aufs heftigste gefeiert. Das 1:0 des Bundesliga-Aufsteigers gegen Mainz 05 beim Saisonauftakt war zwar kein gutes Spiel – aber eben ein Sieg. Und was für einer: Als nach Ende der Partie die Bundesliga-Tabelle auf der Anzeigetafel des Rhein-Energie-Stadions eingeblendet wurde, brach fast hysterischer Jubel unter den 50.000 Zuschauern aus: Der 1. FC Köln auf Platz vier! Dort, wo er nach Meinung der zu Überschwang neigenden FC-Enthusiasten per Naturgesetz hingehört. Mindestens. Und überhaupt: Vor zwei Jahren hatte der FC sein erstes Saison-Spiel verloren – mit 0:1 in Mönchengladbach. Die Saison endete mit dem dritten Abstieg.

Diesmal soll alles anders werden: „Es wäre schön, wenn wir da oben bleiben könnten, aber wir wissen, dass wir uns spielerisch verbessern müssen“, sagte der neue FC-Kapitän Björn Schlicke, dessen Schultern von allen Seiten beklopft wurden. Der 24-Jährige, der aus Hamburg nach Köln gekommen ist, hatte in der 87. Minute den Sieg bringenden Elfmeter verwandelt. Sehr zur Unbill der Mainzer. „Es war kein Elfmeter“, schimpfte FSV-Trainer Jürgen. Klopp. Er hatte Recht.

Im Duell der beiden Karnevalsvereine hatten die Kölner Angreifer Attila Tököli und Peter Madsen zuvor bereits jeweils eine Schwalbe im Mainzer Strafraum produziert. Schiedsrichter Babak Rafati, der sein erstes Erstliga-Spiel leitete, ging ihnen zunächst nicht auf den Leim. Die Kölner ließen sich davon aber nicht entmutigen. Nach einer vermeintlichen Attacke von Mathias Abel gegen Tököli, entschied der Referee schließlich auf Strafstoß. „Wären wir konsequenter gewesen, hätte der Schiedsrichter keinen Chance gehabt, einen solchen Einfluss auf das Spiel zu nehmen“, sagte Klopp in Anspielung auf die schlechte Chancenverwertung seines Teams.

Die Mainzer, die zehn Stammspieler aus der vergangenen Saison aufboten, traten als harmonische Einheit auf. Anders der FC, der mit Schlicke, Marvin Matip, Dimitrios Grammozis und Madsen gleich vier neue Profis brachte. Vor allem in der Anfangsphase wirkten die Kölner nervös, hatten Schwierigkeiten mit dem hohen Tempo. Mit der Zeit kamen die Kölner jedoch besser ins Spiel. Von durchdachtem Spiel und den von Trainer Uwe Rapolder propagierten System-Angriffen war zwar nichts zu sehen, dafür überzeugten die Kölner aber durch Einsatz. „Wie Björn Schlicke, Marvin Matip und Lukas Sinkiewicz in der Abwehr gespielt haben, hat mir sehr imponiert“, sagte Rapolder.

Natürlich müsse sich das Team spielerisch verbessern. „Da sehe ich noch erhebliches Steigerungspotenzial.“ Außerdem: „Im Stahlbad Bundesliga“ sei jeder Sieg „Gold Wert“. Womöglich wird sich FC bald verstärken: Patrick Paauwe von Feyenoord Rotterdam für die Defensive und der frühere Welttorjäger Jose Alfredo Castillo aus Bolivien sind im Gespräch. „Hinzu kommt, dass Lukas Podolski noch nicht soweit ist. Er braucht noch ein paar Wochen. Das macht mir alles Hoffnung“, sagte Rapolder.

Der junge Prinz brachte die fußballerischen Dinge wie üblich prägnant auf den Punkt: „Hauptsache gewonnen“, meinte Podolski, der nach dem kurzen Sommer mit den Konfed-Cup-Spielen sehr müde wirkte. Ein Kopfball in der 28. Minute, ein schöner Freistoß auf den Kopf von Matip – mehr ging nicht. „Das ist normal nach der langen Saison. Ich brauche noch zwei, drei Spiele, um wieder bei 100 Prozent zu sein“, sagte Podolski. Im Sportstudio war er an der Torwand zweimal erfolgreich. Franz Beckenbauer traf dreimal.