Gebauer vor Gericht

In der Korruptionsaffäre bei VW will am Dienstag der gefeuerte Personalmanager „auspacken“

Die VW-Affäre dürfte im Arbeitsgericht Braunschweig für Gedränge sorgen. Dort werden sich am Dienstag der gefeuerte VW-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer und ein Anwalt des Autobauers gegenüber stehen – Gebauers erster öffentlicher Auftritt seit Beginn der Affäre vor rund sechs Wochen. Der Exmanager gilt als Schlüsselfigur der Korruptionsaffäre, die Justiz ermittelt, ob er Geld von VW veruntreut hat. Gebauer soll zudem die so genannten „Lustreisen“ mit Übernachtungen in Nobelhotels und Besuchen exklusiver Nachtclubs für Betriebsräte organisiert haben. Die Güteverhandlung, die dem eigentlichen Kündigungsschutzprozess vorausgeht, wird voraussichtlich kurz ausfallen – VW hat kein Interesse an einer gütlichen Einigung.

Wie das Magazin „Focus“ am Wochenende berichtete, will Gebauer am Dienstag auspacken und angeblich begünstigte Betriebsräte „outen“. Gebauer verlange zudem eine fristgemäße Kündigung, die ihm eine Weiterzahlung seines Jahresgehalts von rund 90.000 Euro sichern würde. Daneben fordere er eine Abfindung für seine 32 Arbeitsjahre im Konzern.

VW hatte Gebauer im Juni dieses Jahres gefeuert, dagegen wehrt er sich nun vor Gericht. Volkswagen habe die fristlose Kündigung nicht begründet, kritisiert Gebauers Anwalt, der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki. „Wir werden uns anhören, was VW zu sagen hat und darauf antworten.“ Der Göttinger Zivilrechtler Prof. Alexander Bruns meint, VW könne sich wegen des „enormen öffentlichen Drucks“ keine einvernehmliche Lösung, gar die Zahlung einer Abfindung, leisten. „Das wäre schwer vermittelbar, wenn man dem Mann jetzt noch eine Abfindung zahlt.“ Ein VW-Sprecher sagt, die „Schwere der Beschuldigungen“ stünde einer Einigung mit Gebauer entgegen. Eine mündliche Verhandlung vor dem Arbeitsgericht wird für Herbst erwartet.

Die VW-Affäre wird verschiedene Gerichte voraussichtlich noch Jahre beschäftigen: So droht den Hauptfiguren der Affäre, Gebauer und dem ehemaligen Skoda-Personalchef Helmuth Schuster, ein Strafverfahren wegen des Vorwurfs, sie hätten mit Hilfe eines Firmengeflechts VW-Geld auf Privatkonten geschleust. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt wegen Betrugs und Untreue.

VW hat zudem einen Strafantrag wegen möglicher Begünstigungen von Betriebsräten gestellt. Der Konzern hat auch angekündigt, Ersatz für eventuell entstandene Schäden einzufordern. Immerhin: Arbeitsrechtliche Streitigkeiten zwischen VW und Schuster sind nicht bekannt. Der Ex-Skoda-Mann ist nach Unternehmensangaben zurückgetreten. Stefan Waschatz