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Der Kuchen schaut zurück

Das Frauenmuseum Berlin bringt Ka Bomhardt und Eileen Dreher in der Ausstellung „Knickmoment“ in der Kommunalen Galerie Berlin zusammen

Von Katrin Bettina Müller

Wir sehen die Kunst an, manchmal schaut sie zurück. Bei Kerstin Bomhardt zum Beispiel. Rund wie eine Pupille erscheinen die Vertiefungen in den beiden Topfkuchen, die sie fotografiert und deren Bilder sie auf den Boden gelegt hat. Vielleicht denkt man auch deshalb an Augen, weil nicht weit entfernt ein Fernrohr steht beziehungsweise ein Fernrohrimitat aus Pappe – wer hindurchblickt, sieht sein eigenes Auge im Spiegel. Die zwei kreisrunden Öffnungen finden sich in Kerstin Bomhardts Installation in der Ausstellung „Knickmoment“ mehrfach wieder, gezeichnet als große Punkte auf Papier, im Raum als zwei rätselhafte Kreise hängend und wieder in den beiden Kuchen, diesmal aus Beton gegossen. Von einem Punkt im Raum aus werden die schwebenden schwarzen Kreise zu den Griffen eines Schranks, der an der Wand dahinter mit geklebten Linien markiert ist.

Wie man etwas wahrnimmt und als was man etwas wahrnimmt, kann sich verändern, je nach Perspektive und je nach Kontext. Abstrakte Linien, die über Wand und Boden in den Raum greifen, deuten aus einer bestimmten Blickrichtung einen Gegenstand an, während konkrete Gegenstände im Ensemble auch immer durch ihre Farbe und Form mitspielen. Darauf bezieht sich der Titel „Knickmoment“, unter dem Kerstin Bomhardt und Eileen Dreher zusammen in der Kommunalen Galerie Wilmersdorf ausstellen. Zusammengebracht hat die beiden die Kuratorin Rachel Kohn, die unter dem Label Frauenmuseum Berlin Ausstellungen von Künstlerinnen an unterschiedlichen Orten auf den Weg bringt.

Eileen Dreher, geboren 1980, ist die jüngere von beiden. Sie arbeitet mit Gummilitze und industriell gefertigten Halbzeugen aus Messing, die als schmale Zylinder oder als aufrecht stehende Sechskanter das Gummiband am Boden halten, das sie über Haken in der Decke verspannt. Das Auf und Ab ihres Verlaufs ist wie die Spur einer Bewegung im Raum. Niemand hebt die Gewichte auf, aber dass ein einfacher Handgriff alles verändern würde, das unter Spannung gehaltene hochschnellen und seine exakte Linie verlieren könnte, enthält die Installation als Gedanken. Nicht alles unter Kontrolle zu haben, damit spielt Eileen Dreher auch in den Zeichnungen, die nur ganz sparsam auf das Papier gesetzt sind. Denkt man; doch für ihre Entstehung hat sie ein Durchschlagpapier genutzt, dass die Künstlerin das Ergebnis nicht sehen lässt, während sie die Hand über das Blatt bewegt.

Bei beiden Künstlerinnen verbinden sich ihre Installationen mit den Zeichnungen. Kerstin Bomhardt hat im Foyer eine große Pastellzeichnung aufgehängt, in der all die Dinge, die sie in der Installation verwendet, zusammenkommen, als hätten sie einmal zusammen gewohnt. Es sind teils erinnerungsgesättigte Dinge wie eine altmodische Vase oder ein Häkeldeckchen, ein Läufer, der allerdings nur gezeichnet existiert ist, oder absurde Dinge, wie ein Spazierstock mit einem Griff an jedem Ende. Das Reale und das Täuschende, Spiegelungen und Durchblicke greifen vielfach ineinander. Ein wenig fühlt man sich da, als wäre man in einen Trickfilm hineingelaufen und wer eben noch gezeichnet war, schüttelt einem nun die Hand, aber will man in den Kuchen beißen, ist er doch hart wie Beton.

Kommunale Galerie Berlin, Di.–Fr. 10–17 Uhr, Mi. 10–19 Uhr, So. 11–17 Uhr. Bis 12. 1. 2020 (Galerie geschlossen 23. 12.–4. 1.)

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