wowereit für den bund
: Der Mann weiß, wie es geht

Der Mann hat viel von Gerhard Schröder gelernt – nicht zuletzt, wie man gegen Kanzler und Parteichef stichelt. Der „Regierende“ ärgert seine lieben Genossen Schröder und Müntefering nun schon seit einiger Zeit mit andauernden Gedankenspielen, dass es doch eigentlich möglich sein müsse, mit den jetzt noch in der SPD zumeist verhassten Linksbündnislern 2009 ff auf Bundesebene zu koalieren. Und die historische Erfahrung gibt dem alten Taktiker Wowi Recht: Auch die Bündnisgrünen galten lange als nicht koalitionsfähig, ehe sie dann doch im Bund regieren durften. Zudem darf die Ex-PDS nun auch schon seit Jahren in den Ländern regieren, obwohl sie früher einmal als Ex-SED als nicht satisfaktionsfähig galt. So ändern sich die Zeiten.

KOMMENTAR VON PHILIPP GESSLER

Wowereit ging durch die harte Schule der miefigen Bezirkspolitik. Diese Ochsentour und sein eiskaltes Aufbrechen der großen Koalition haben ihm eine gewisse Coolness geschenkt. Er ist mit allen Wassern gewaschen. Erkennbar steht deshalb hinter den Gedankenspielen des „Regierenden“ ein zweites Kalkül: Sollte es ihm gelingen, kommendes Jahr seine rot-rote Koalition auch dank seiner Popularität in eine zweite Amtszeit zu führen, dürfte ihm eine Karriere im Bund, vielleicht gar eine Kanzlerkandidatur für 2009, kaum zu nehmen sein – so er sie will.

Denn trübe sind die Aussichten und das Personal der SPD nach der voraussichtlich nur noch zu verlierenden Bundestagswahl: Schröder wird den Juniorpartner in einer schwarz-roten Koalition im Bund nicht geben, Müntefering wird sich nur schwer als Parteichef halten können. Da werden junge, smarte Politiker mit Machterfahrung schnell zu Hoffnungsträgern. Und die Tricks des Umgangs mit den Ex-PDSlern hat Wowereit dann auch schon lange drauf.