petition der woche
: Hunde, die bellen, kosten – Hunde, die nicht bellen, auch

Anlass der Petition Hundesteuern und -rasselisten

Das wollen die Initiatoren Dass beides abgeschafft wird

Das wollen sie nicht Dass man Hunde wegen ihrer Rasse­zugehörigkeit finanziell und persönlich diskriminiert

Ein Hundeleben führen, das ist laut Duden ziemlich beschissen. Dabei sieht die Wirklichkeit ganz anders aus. Ein Hundeleben führen, das ist – zumindest in Deutschland – das Paradies auf Erden!

Kein Tier ist dem Menschen hier so nahe wie der Hund. Er gilt als treuherzig, loyal und stimmungsaufhellend. Von ihrer Nützlichkeit für Polizei, Wachdienst oder Blinde einmal abgesehen, sind Hunde auch nachweislich gut für die menschliche Gesundheit. Das Streicheln eines Hundes senkt den Bluthochdruck und entspannt, vertreibt die Einsamkeit und spendet Trost. Da wundert’s nicht, dass mancher Hund wie ein Liebhaber behandelt wird.

An die neun Millionen Hunde leben heute in deutschen Haushalten, damit gehört der Hund zusammen mit der Katze (mörderisch, siehe Seite 17) zu den beliebtesten Haustieren. 2018 gaben die Deutschen allein für Hundefutter 1,4 Milliarden Euro aus und immerhin 202 Millionen Euro für Hundespielzeug wie Latexschweine und Plüschhunde mit eingebauter Hupe.

Wie wichtig Hunde den Deutschen sind, verdeutlicht auch eine aktuelle Petition, die sich an Bund, Länder und Kommunen richtet.

„Kein Hund ist illegal – Kein Rass(en)ismus“, bellt Petitent Sven Nolting und möchte gleich zwei Ungerechtigkeiten korrigiert sehen. Die eine betrifft die Hundesteuer, die in unterschiedlicher Höhe von den Kommunen für einen oder mehrere Hunde von ihren Haltern erhoben wird. Wie viel ein Hund im Jahr an Steuern kostet, zeigt beispielsweise eine Karte der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2015. Da kostete ein Hund etwa in Mainz pro Jahr 186 Euro, ein im bundesweiten Vergleich hoher Betrag, der auch 2019 noch gilt.

Die Gelder aus der Hundesteuer, so kritisiert der Petitent, sind obendrein nicht zweckgebunden und können von den Kommunen für alles Mögliche ausgegeben werden, statt für Hundezonen oder die Straßenreinigung verwendet zu werden. Nolting will sie aber gleich ganz abschaffen, so, wie in den meisten Ländern in Europa bereits geschehen. Nur in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in den Niederlanden wird noch eine Hundesteuer erhoben. Die reinste Willkür, findet Nolting. Die zweite Sache, die ihm wichtig ist, ist die Abschaffung sogenannter ­Rasselisten. Das sind Listen mit Kampfhunden, die als po­ten­ziell gefährlich eingestuft werden – und damit auch deutlich mehr Hundesteuer kosten können. Immerhin bis zu 1.000 Euro im Jahr pro Hund. Jede Gemeinde erstellt ihre eigene Liste mit Kampfhunden, die oft außergewöhnlich klingende Namen wie Tosa Inu oder Mastino Napoletano haben. Pitbull und Rottweiler kennt wohl jeder. Dabei ist umstritten, ob es so etwas wie Kampfhunde überhaupt gibt. Oder ob nicht vielmehr der Mensch und die Art, wie er seinen Hund erzieht, für das aggressive Verhalten seines Vierbeiners verantwortlich ist. Studien deuten darauf hin, dass es genuin aggressive Hunde nicht gibt.

So fordert der Petitent auch einen Hundeführerschein für alle Hundebesitzer, damit falsche Erziehung und mangelnde Sachkunde künftig nicht zu aggressivem Verhalten führen. Die Petition läuft noch ein paar Monate auf ­openPetition und hat bereits Tausende Kommentare. Bei ihnen gilt wie für den Hund: Die kleinsten Köter machen den größten Krach. Boris Messing