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: Was vom Auftakt übrig blieb

Die Fußball-Bundesliga präsentiert sich mediengerecht und bricht gleich am ersten Spieltag Rekorde

Die Fußball-Bundesliga hat am ersten Spieltag zwei Rekorde gebrochen. Wenn der Auftakt sonst nichts Spektakuläres bietet, werden eifrig Daten gesichtet und Statistiken durchforstet. Die Zahlenhuber sind fündig geworden. Es kamen so viele Zuschauer wie noch nie zuvor am ersten Spieltag, gut 40.000 pro Match. Zudem lief am Samstagnachmittag ein Kicker auf, der erst 16 Jahre alt war, elf Monate und einen Tag, blutjung also. Nuri Sahin ist ein paar Wochen jünger als seinerzeit Jürgen Friedl, der mit 17 Jahren in der Saison 1975/76 für die Frankfurter Eintracht zum Einsatz kam.

Sahin lief in den gelb-schwarzen Farben der Dortmunder Borussia auf. BVB-Trainer Bert van Marwijk sagt, er habe noch nie einen derart talentierten Verteidiger dieses Alters gesehen. Nurin hatte sich bei seiner Initiation in Deutschlands höchster Klasse nicht um irgendeinen zu kümmern, sondern um Andres d’Alessandro, argentinischer Auswahlspieler.

Sahin gewann in Halbzeit zwei fast jeden Zweikampf gegen den Wolfsburger Offensivkünstler. Das war beachtlich. Noch besser gelang Sahin sein erster Auftritt vor einer Kamera. Er formuliere keine Ansprüche, sagte er. Gern werde er Platz machen für die Etablierten im Team, für Sebastian Kehl zum Beispiel. Borussia hat den bescheidenen Sahin bis 2009 an sich gebunden.

Vielversprechenden Talenten langfristige Verträge zu geben, ist üblich in einer Branche, die sich immer mehr jugendlichen Zauberfüßen zuwendet. Die Jungen versprechen fußballerischen Gewinn und saftige Renditen obendrein. Sahin kickt seit vier Jahren bei der Borussia, seitdem er zwölf ist – diese Altersgrenze wird nicht selten durchbrochen. Wenn Scouts, Sichter und Inspekteure Neuigkeiten von einem Wunderkind vermelden, dann ist es den Managern egal, ob der Jungkicker noch tiefgrün hinter den Ohren ist.

Der FC Valencia hat jüngst ein Spekulationsobjekt auf dem Basar der Ballartisten erblickt. Es handelt sich um Bea Patou, einen Kicker aus Kamerun. Der 1,50 Meter große Fußballer ist neun Jahre alt: ein Kind. Trotzdem steht er kurz davor, bei einer der besten Mannschaften dieses Globus einen Vertrag zu unterzeichnen.

Nicht nur Valencia war an Patou interessiert, sondern auch Racing de Santander, Mallorca und ein Madrider Klub der ersten spanischen Division. „Halb Spanien will diesen ungeschliffenen Diamanten haben“, vermeldete das Sportblatt As. Zuletzt erregte der US-Amerikaner Freddy Adu Aufsehen, als er einen Sechsjahresvertrag in der Major League Soccer unterschrieb – mit 14 Jahren. Auf Adu wurden Hymnen verfasst. Er scheint die Huldigungen verkraftet zu haben. Nuri Sahin, türkischer U17-Nationalspieler, ebenso. Sein erstes Interview war der beste Beweis dafür.

MARKUS VÖLKER