Back in the Bundesliga

Nach dem friedlichen 1:1 zwischen dem MSV Duisburg und dem VfB Stuttgart zeigen sich die versammelten Bundesliga-Rückkehrer mit ihrem Einstieg in die Saison weitestgehend zufrieden

AUS DUISBURG HOLGER PAULER

Eigentlich passe es ja nicht zu ihm, aber Abdelaziz Ahanfouf war bei seinem Bundesligadebüt mit dem MSV Duisburg „schon ziemlich nervös“. Immerhin schaffte es der Marokkaner, die Nervosität soweit zu unterdrücken, dass er dem MSV einen Punkt gegen den VfB Stuttgart rettete. In der 31. Minute traf er zum 1:1 und verschaffte dem Aufsteiger nach fünf Jahren Abstinenz damit ein gelungenes Comeback in der Bundesliga.

Irgendwie war es ja auch kein Debüt. Sein letztes Bundesligaspiel bestritt Ahanfouf am 19. Mai 2001. Mit der Spielvereinigung Unterhaching trat er 30 Kilometer ostwärts beim FC Schalke 04 an. Der letzte Spieltag, Haching unterlag mit 3:5 und stieg ab. Schalke feierte die Vier-Minuten-Meisterschaft. „Das Erlebnis ging mir nicht aus dem Kopf, in die Liga wollte ich zurück.“

Dass er dabei auch noch auf und gegen seinen alten WG-Kollegen aus Stuttgarter Jugendzeiten, VfB-Torhüter Timo Hildebrand, traf, machte die Sache endgültig rund. „Darüber freue ich mich natürlich besonders, das einzige, was gefehlt hat, war der Sieg“, so Ahanfouf. Vor dem Spiel hatten beide Spieler noch telefoniert. Und Hildebrandt nahm seinem Exkollegen das Tor auch nicht übel. „Es ist schon okay, ich glaube, dass er mit dem MSV auf einem guten Weg ist.“

Der gute Weg lässt sich auch am Ambiente feststellen. Mehr als 28.000 Zuschauer versammelten sich zum Saisonbeginn in der neuen MSV-Arena – trotz heftigen Regens. Im alten, zugigen Wedaustadion wären es wohl 10.000 weniger gewesen. Die Fans verabschiedeten die Mannschaft mit Ovationen. Zu Recht: Das Team hatte sich nach dem frühen Rückstand ins Spiel zurückgekämpft. Cacau traf nach fünf Minuten für den VfB. „Ich dachte erst, das gibt’s doch nicht, danach, Willkommen in der ersten Liga“, kommentierte Ahanfouf den frühen Schock.

Die äußeren Umstände ließen Böses ahnen. Der Boden war tief. Und in den letzten zehn Minuten schwanden die Kräfte, ohne dass der MSV wirklich in Gefahr geriet. „Bei uns war die absolute Leidenschaft zu erkennen“, sagte Walter Hellmich, Präsident und als Chef seiner Baufirma Architekt des neuen MSV. Das Team müsse das Pensum aber über das gesamte Jahr abrufen. „Bei uns funktioniert das alles nicht über das Geld, sondern über die Ansprache. Wir sind eine Einheit“, gab Hellmich den Journalisten noch mit auf den Weg, klopfte dem völlig erschöpften Kai Michalke auf die Schulter und verschwand im Aufzug nach oben.

„Heute haben wir gezeigt, dass wir keine Kloppertruppe sind, sondern auch Fußball spielen können“, betonte Duisburgs Torhüter und Kapitän Georg Koch. Koch hielt in der zweiten Halbzeit mehrmals den Punkt fest. Und dass der MSV eher über den Kampf kommt, musste auch er zugeben. „Okay, die Stuttgarter waren spielerisch schon stark und wir hatten schon Respekt, aber keine Angst“, so Koch, vor der „großen Mannschaft“ (Ahanfouf) beziehungsweise „sehr großen Mannschaft“ (MSV-Trainer Norbert Meier).

„Aus meiner Sicht ist das ein positives Ergebnis, aber wir müssen noch viel verbessern“, sagte Stuttgarts Trainer Giovanni Trapattoni nach seinem Bundesliga-Comeback. Sein Team stand über weite Teile des Spiels gut. Zwei statt drei Spitzen bot der Italiener auf. Überraschend. Doch in der 60. Minute wollte er – entgegen aller Überlieferungen über seine Vorlieben – auf totale Offensive setzen. Kapitän Zvonimir Soldo und Nationalspieler Thomas Hitzelsberger mussten raus, die Offensiveren Mario Gomez und Jesper Grönkjaer kamen.

Doch das Dreieinhalb-Spitzen-System war nach fünf Minuten obsolet. Cacau sah nach einer Grätsche im Mittelfeld die Rote Karte. „Die Spieler müssen die Nerven kontrollieren“, kritisierte Trapattoni die Aktion, „ihnen fehlt die Erziehung.“ Trapattoni hatte sich unter der Woche ähnlich über die roten Karten für die Schalker Kuranyi und Lincoln im Ligapokal-Finale aufgeregt. „Il Tedesco“ dürfte über die mangelnde Disziplin im deutschen Profifußball not amused sein. Cacau wird den Stuttgartern jedenfalls fehlen. Das Problem: Die Neuzugänge Jon Dahl Tomasson und Jesper Grönkjaer, die den Angreifer ersetzen könnten, sind erst 14 Tage im Mannschaftstraining. Ihnen fehlt noch die Kraft für 90 Minuten.

Am Ende waren dann alle Comebacker zufrieden: Ahanfouf, der MSV und Trapattoni. Nur die Kollegen von Premiere hätten sich zum Comeback etwas Originelleres einfallen lassen können, als die x-te Wiederholung der Trapattoni-Rede.