Frau Mohn führt

BERTELSMANN Liz Mohn erbt für sich und ihre Kinder die Macht. Und der Film über ihren Mann läuft im TV

Deutschlands mächtigste Medienkonzerne sind nun ganz offiziell in Frauenhand: Friede Springer regiert schon länger beim gleichnamigen Zeitungshaus (Bild, Welt), am Wochenende übernahm Liz Mohn die Herrschaft bei Bertelsmann, Deutschlands größtem Medienunternehmen.

„Reinhard Mohn hat gewollt, dass seine Frau Liz seine Rolle übernimmt“, sagte der Bertelsmann-Aufsichtsratsvorsitzende Gunther Thielen der FAZ.

Nach dem Vermächtnis ihres am 3. Oktober verstorbenen Mannes soll die 68-jährige Liz Mohn bis zum Alter von 75 Jahren Vorsitzende der Bertelsmann-Verwaltungsgesellschaft (BVG) bleiben, über die die Familie Mohn ihren Einfluss bei der nicht börsennotierten Aktiengesellschaft ausübt.

Bertelsmann gehört zu 23,1 Prozent der Familie Mohn direkt, die restlichen 76,9 Prozent liegen bei der Bertelsmann-Stiftung. Dort sitzen Liz Mohn und ihre Tochter Brigitte (45) im Vorstand – und, gemeinsam mit Sohn Christoph (45) auch im Kuratorium. Die Stimmrechte der Stiftung sind ohnehin an die BVG übertragen. Und damit auch gar nichts schief geht, hat Liz Mohn in der BVG noch ein Vetorecht und kann laut FAZ allein entscheiden, wer ihr nach Erreichen des 75. Lebensjahres an der Spitze der BVG nachfolgt.

Zwar übt Liz Mohn ihre dominierende Rolle im Unternehmen schon lange aus. Doch noch nie seit sie im Teenager-Alter 1958 als Telefonistin am Firmenstammsitz Gütersloh anfing, stand Bertelsmann vor so großen Herausforderungen: Das Medienhaus, das Vorstandschef Hartmut Ostrowski gern noch stärker zum Logistik-Konzern umbauen würde, leidet unter den Werbeausfällen bei der RTL-Sendergruppe, die für über ein Drittel des Gesamtumsatzes von 2008 gut 16 Milliarden Euro sorgt. Auch die Ertragslage beim Hamburger Verlagsriesen Gruner + Jahr (Stern, Geo, Brigitte), den Druckereien oder den seit Jahren als Sorgenkinder geltenden Buchclubs ist schwierig. Immerhin profitiert die Buchverlagssparte Random House derzeit davon, dass US-Erfolgsautor Dan Brown endlich sein neustes Werk „The lost Symbol“ fertig bekommen hat.

Unter Liz Mohn brechen für Bertelsmann nun schwierige Zeiten an. Anders als im Nachruf auf Reinhard Mohn (taz vom 5. 10.) beschrieben, saß sie zwar nicht 2005 bei der Wahl von Angela Merkel zur Bundeskanzlerin wie Friede Springer mit auf der Zuschauertribüne. Doch hat sie ein enges freundschaftliches Verhältnis zur CDU-Vorsitzenden.

Diese Woche steht allerdings noch im Gedenken an Reinhard Mohn: n-tv überträgt am Freitag die Trauerfeier für den Bertelsmann-Patriarchen live. Und sogar der eigentlich nur für den innerkirchlichen Dienstgebrauch gedrehte Film der TV-Eventschmiede Teamworx über „Mr Bertelsmann“ soll endlich ein Millionenpublikum finden – RTL will diese Woche den Sendeplatz bekannt geben. STEFFEN GRIMBERG