Linkspartei ist nun fertig frisiert

Die Berliner PDSler küren Gregor Gysi zu ihrem Spitzenkandidaten. Als letzter Landesverband benennen sie sich in „Linkspartei“ um. Die WASG erhält nur einen aussichtslosen Listenplatz. SPD-Chef Franz Müntefering attackiert die „neu frisierte PDS“

AUS BERLIN MATTHIAS LOHRE

Wer so lang gedarbt hat wie die PDS, der lässt sich auf der Zielgeraden auch durch heftigste Angriffe nicht irritieren. Als „hilflos“ kanzelte Gregor Gysi Vorwürfe ab, er selbst und Oskar Lafontaine, die beiden Spitzenkandidaten der Linkspartei, seien Populisten.

Unbeirrt kürten die Berliner Genossen Gysi auf ihrem Landesparteitag zu ihrem Spitzenkandidaten. Als letzter Landesverband stimmten sie für die Umbenennung in „Die Linkspartei.PDS“. Prompt höhnte der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering, mit der „neu frisierten PDS und ihren Hospitanten aus dem Westen“ lasse sich auf Bundesebene keine verantwortungsvolle Politik machen. Deutlich zahmer urteilte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Gysi habe ihn „riesig enttäuscht“, als er im Jahr 2002 sein Amt als Wirtschaftssenator der rot-roten Landesregierung „hinschmiss“. Zuvor hatte Wowereit noch spekuliert, dass mittelfristig eine Koalition von SPD und Linkspartei möglich sei und sich dafür die Schelte des Bundeskanzlers Gerhard Schröder eingehandelt.

Deutlich ruhiger gaben sich die Berliner Sozialisten. Bei nur drei Gegenstimmen votierten die Delegierten gestern für die Umbenennung ihres Landesverbands in „Die Linkspartei. PDS Berlin“. Zuvor hatte die Partei ihre Listenkandidaten für die Bundestagswahl gewählt. Auf den mit mehr als 92 Prozent der Stimmen gekürten Gregor Gysi folgen auf Platz zwei und drei die PDS-Bundestagsabgeordneten Petra Pau (96,7 Prozent) und Gesine Lötzsch (90,9 Prozent).

Die WASG-Kandidatin Renate Herranen scheiterte bei ihrer Kandidatur um Listenplatz 4. Stattdessen stimmten die PDS-Vertreter für den vom Bundesvorstand favorisierten Hakki Keskin. Der parteilose Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland ist in Teilen der PDS und in der WASG umstritten und erhielt nur knapp 60 Prozent der Stimmen. Auf Platz 5 kam die Bezirksbürgermeisterin Cornelia Reinauer mit mehr als 93 Prozent.

Bei so viel Siegesgewissheit konnten sich die Genossen ein kleines Zugeständnis leisten. Anders als vom Parteivorstand vorgegeben, wählten die Landesvertreter den WASG-Kandidaten Ralf Krämer nicht erst auf Listenplatz 7, sondern mit 55,5 Prozent der Stimmen überraschend auf Platz 6. Doch auch damit ist die Wahlalternative nicht zufrieden. Denn nur die ersten fünf Listenplätze gelten als aussichtsreich.