Rot-Rot-Rebell in Thüringen

Andreas Bausewein ist groß, jung, gut aussehend, politisch geradlinig und volksnah. Eigenschaften, die im Amt des Oberbürgermeisters einer Landeshauptstadt gewiss nicht schaden. 2006 hatte der studierte Sozialpädagoge und Erziehungswissenschaftler das Erfurter Rathaus für die SPD erobert und galt als der Shootingstar der Thüringer SPD. Er ist kein reiner Berufspolitiker und hat kurze Zeit beim Thüringer DGB gearbeitet. Keine typische Parteiochsentour also, obschon der 36-Jährige auch Juso-Landeschef und Landtagsabgeordneter war.

Bausewein ist von SPD-Landeschef Christoph Matschie am Ende der Sondierungsgespräche mit Linken und Grünen einmal gefragt worden, ob er für das Amt des Ministerpräsidenten eines linksgrünen Bündnisses zur Verfügung stehen würde. Bausewein bat sich damals Bedenkzeit aus, dann überrollte ihn die Ankündigung von Schwarz-Rot. Auch auf taz-Nachfrage lehnte er kurz vor der Erfurter Basiskonferenz diese Rolle ab, falls Schwarz-Rot noch gekippt würde.

Nach vier Stunden Redeschlacht hörte sich das anders an. „Ich will mich wieder stärker in die Parteiarbeit einbringen“, drohte Bausewein. Der Erfurter Oberbürgermeister plädiert für ein rot-rot-grünes Bündnis und hatte mit zur Basiskonferenz eingeladen. SPD-Landeschef Matschie warf Bausewein am Wochenende vor, ihm gehe es um einen Machtwechsel an der SPD-Spitze in Thüringen. Aber Bausewein war klug genug, keinen Putsch zu forcieren, und versuchte stattdessen zu integrieren. Den prominentesten Befürworter eines Linksbündnisses in der Thüringer SPD, Richard Dewes, pfiff er wegen polarisierender Äußerungen zurück. Kommt es zum SPD-Aufstand könnte Bausewein die neue Nummer eins werden – in der SPD und im Land. MICHAEL BARTSCH

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