Wirtschaftslage
: Wer nicht sät, kann nicht ernten

Berlins Wirtschaft kränkelt – und das bereits im fünften Jahr. Da kann selbst die Wachstumsquote von gerade mal einem halben Prozent der gigantischen Zahl von 300.000 Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt nichts von ihrem Schrecken nehmen. Was noch viel schlimmer ist: Längst sind die Berliner von einem Lethargie-Virus infiziert, das den Blick in die Zukunft trübt. Jeglicher Hoffnungsschimmer bleibt aus. Kein Wunder, setzt doch Rot-Rot im Land ebenso auf die falschen Rezepte wie Rot-Grün im Bund.

KOMMENTAR VON FELIX LEE

Denn auch das beweisen die Zahlen des aktuellen Wirtschaftsberichts, den Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) gestern vorstellte: Am Export liegt es nicht. Dank der wenigen hier ansässigen Globalunternehmen boomt der Außenhandel auch in Berlin. Genauso wenig fehlt es im Tourismusbereich an Attraktivität.

Senator Wolf hat es ganz richtig erkannt, wenn er als Hauptursache für die hohe Arbeitslosigkeit die schwache Binnennachfrage sieht. Nur zieht er die falschen Schlüsse. Weder können die dramatischen Umsatzrückgänge im Berliner Einzelhandel durch noch mehr Touristenhorden ausgeglichen werden, noch wird der Exportweltmeister Schering mit dem Bau einer weiteren Lagerhalle für Medikamente das Baugewerbe ankurbeln. Es fehlen die Aufträge der öffentlichen Hand. Erst dann würde auch die Privatwirtschaft wieder aufleben.

Die Katze beißt sich selbst in den Schwanz, wenn in konjunkturschwachen Zeiten wie diesen das Land wachstumsfördernde Investionen radikal zurückschraubt. Die Löcher im Haushalt sind zwar groß. Wer aber nicht investiert, darf sich über noch größere Löcher überhaupt nicht wundern.

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