Masse und Klasse für Berlin

Tourismusboom in der Stadt

VON SEBASTIAN PUSCHNER

Nörgler und Querulanten gibt es sicher einige unter denen, die sich täglich bei ihren Bezirksämtern über Touristen beschweren. Trotzdem machen es sich Politik und Tourismusbranche zu leicht, wenn sie antitouristische Rhetorik als Minderheitenphänomen abtun. Denn Berlin braucht Masse und Klasse, wenn es um einen seiner wichtigsten Wirtschaftszweige geht.

Kaum eine Branche bringt mehr Kohle in die Stadt als der Tourismus. Doch nicht nur, weil Berlin Geld gut gebrauchen kann, sollte es seine Gäste mit offenen Armen empfangen. Ohne Besuch von außerhalb wäre das hiesige Flair nicht so vielfältig. Genau das macht das Leben für viele Berliner so lebenswert. Egal, ob der Besuch einen Tag bleibt oder ein Leben lang.

Etwas anderes bieten

Doch diese Gleichung geht nur auf, wenn Touristen in Berlin nicht nur die immer gleichen Saufmeilen, Fresstempel und Wachsfigurenkabinette vorfinden, die es auch andernorts gibt. Kultur frei von Kommerzdruck ist es, was Berlin ausmacht. Und die braucht vieles: Freiflächen, die an die kreativste Initiative und nicht den meistbietenden Investor vergeben werden. Mietobergrenzen und sozialen Wohnungsbau, um Anwohnern innerhalb des S-Bahn-Rings die lähmende Angst vor Verdrängung zu nehmen. Förderung für Off-Szenen, die sich eben nicht gleich in harten Zahlen gegenrechnen lässt.

Tourismuspolitik ist ein Querschnittsprojekt. Das muss der Senat noch erkennen, bevor er sich der qualitativen Entwicklung der Touristenstadt Berlin annimmt.