Veilchen für die Towers

Die Hamburg Towers kassieren gegen die BG Göttingen die dritte Niederlage in Folge. Seit Oktober hat der Aufsteiger in der Basketball-Bundesliga kein einziges Spiel gewonnen

Towers-Spieler Jorge Gutiérrez klammert sich an den Ball, aber es nützt nichts Foto: MSSP-Sportphoto

Von Yasemin Fusco

Die ersten drei Sekunden liefen gut für die Hamburg Towers, doch dann ging vieles in atemberaubender Geschwindigkeit schief. Die BG Göttingen setzte sich am Samstag nach Treffern auf der Drei-Punkte-Linie schon in der vierten Minute auf 11:7 Punkte ab. Der Sieg in der vergangenen Woche gegen die Oldenburger hatte die von ihren Fans liebevoll „Veilchen“ genannten Spieler offenbar so beflügelt, dass sie bereits nach dem zweiten Viertel (61:34) klar in Führung gingen. Die Göttinger gewannen schließlich trotz weitgehender Dominanz mit nur 93:87 Punkten. Während Hamburg also auf den vorletzten Platz in der Bundesliga-Tabelle rutscht, klettert die BG Göttingen auf den 13. Platz nach oben.

In ihrer ersten Saison in der Basketball-Bundesliga haben es die Towers aus Hamburg-Wilhelmsburg nicht leicht. Schon ihr Heimspiel-Debüt versenkten die Towers mit 83:104 gegen den Mitteldeutschen Basketballclub (MBC). Die Hoffnung der Fans, gegen den Kontrahenten aus Göttingen endlich das erste Bundesligaspiel in der heimischen Halle zu gewinnen, wurde an diesem Samstagabend jäh zerstört.

Die Bilanz der Hamburg Towers in der Ersten Bundesliga fällt dementsprechend desas­trös aus: Von sieben absolvierten Spielen gewannen sie gerade mal eins. Seit dem Auswärtssieg gegen Gießen im Oktober hat die Mannschaft um den Trainer Mike Taylor kein einziges Spiel mehr gewonnen.

Zurück zum Spiel gegen die Göttinger Veilchen: Im ersten Viertel verlieren die Towers wichtige Bälle und die Göttinger stehlen selbige fast mühelos von den Hamburgern. Der beste Schütze bei den Göttingern ist der Amerikaner Dylan Osetkows­ki, der 23 Punkte macht. Seine Freiwürfe versenkt er ruhig und gelassen in den Korb der defensiv schwachen Hamburger. Im zweiten Viertel dann eine kleine Angleichung der Fehlerquote: Beide Seiten nehmen wertvolle Punkte nicht mit. Zum Ende des zweiten Viertels mehren sich auch die Ballverluste und Fouls – wieder auf beiden Seiten mit Tendenz zu den Towers. In der Defensive sind die Towers das gesamte Spiel über viel zu spät dran, schnelle Züge der Gegner machen es ihnen schwer, mitzuhalten.

Zur Halbzeitpause liegen die Göttinger mit 61:34 Punkten vorn. Die Wischer eilen hektisch herbei, sobald ein Time-out ausgerufen wurde – sie sind dafür verantwortlich, dass der zurückbleibende Schweiß nach dem Sturz eines Spielers nicht den Boden rutschig macht. An diesem Abend haben sie viel zu tun. Hallensprecher Andreas Lindemeier verkündet indes freudig die Zuschauer*innenzahl: Es sind 3.400. Die Halle sei seit einem Jahr durchgehend ausverkauft, sagt er.

Trainer Taylor ist nicht begeistert. Das größte Problem sei die Mentalität seiner Mannschaft gewesen

Nach dem Ende des zweiten Viertels beschweren sich die Anhänger*innen vor der Arena bei einer wütend gerauchten Zigarette über die schlechte Leistung ihrer Towers. In der Halbzeitshow tanzt das Hamburg Dance Team zu basslastiger Rap-Musik. Viele blau gekleidete Göttingen-Fans sind angereist, um ihre klar überlegene Mannschaft in diesem Kellerduell anzufeuern.

Und auch Hamburg erlebt dann doch noch eine Sternstunde: Das Team des US-Amerikaners Taylor dominiert die komplette zweite Hälfte und verkürzt seinen 27-PunkteRückstand auf nur noch sieben Punkte. Der Niederländer Yannick Franke trifft immerhin 19-mal für seine Mannschaft. Zeitweise kommen die Hamburger dank einer aggressiveren Taktik auf nur noch zwei Zähler (87:89) an die Göttinger heran. Das gesamte Spiel über bleiben sie aber im Schatten der flinken Veilchen.

Taylor ist nicht begeistert. Für ihn sei das größte Problem die Mentalität seiner Mannschaft gewesen in diesem Spiel, sagt er hinterher. Er hätte sich gewünscht, dass seine Jungs aggressiver und besser in der Defensive gewesen wären. Am kommenden Sonntag haben sie gegen Taylors Ex-Team Ulm die Chance, es besser zu machen: Das liegt aktuell in der Bundesliga-Tabelle auf dem 15. Platz – nur einen Platz vor den Towers.