Hajo Schiff Hamburger Kunsträume: Sozialismus, Shopping und andere schöne Allianzen
Nur noch 38 Tage bis Weihnachten, kein Wunder, dass überall mehr denn sonst auf Verkauf getrimmte Ausstellungen stattfinden. Im ehemaligen Völkerkundemuseum wird vom jahrelang beliebten Markt der Völker nun mit Exotikscham vom „MARKKt der Kulturen und Künste im Museum am Rothenbaum“ gesprochen, doch selbstverständlich bleiben die Dinge aus einer wo auch immer beginnenden Fremde am interessantesten. Ebenfalls noch bis Sonntag gibt es auch in Hamburgs Messehalle A3 so eine Sparausgabe von Kunstmesse, die ihre auf Dekoration heruntergebrochenes Preissegment schon im Titel führt: Auf der „Affordable Art Fair“ versuchen 80 Dealer mit Spaß- und Mitmachaktionen Künstlerisches aus Hamburg und weiteren zwölf Ländern an die Kunden zu bringen. Und die hochkarätige, seit 1887 veranstaltete Messe für zeitgenössisches Kunsthandwerk und aktuelles Design im Museum für Kunst und Gewerbe findet dieses Jahr mit 42 von einer Fachjury erwählten Gestalter*innen vom 22. November bis 1. Dezember statt.
Soll auf solchen Märkten die Kunst als Shopping-Event neue Freunde finden, gibt es auch andere Wege, Kunst im Alltag sichtbar zu machen. Elf Künstlerinnen und Künstler haben in Schleswig Holstein über ein Jahr jeweils mit einer Handwerksfirma kooperiert, die Ergebnisse dieses fast sozialistisch anmutenden Kulturschaffens in der Produktion sind noch bis Sonntag im herrschaftlichen Schloss zu Eutin zu sehen (www.schloss-eutin.de). Und in Hamburg gibt es einmal jährlich die „add art“: Schon zum siebten Mal zeigen Wirtschaftsunternehmen Kunst in ihren Räumen oder machen die privaten Firmensammlungen zugänglich. Diesmal sind vom 21. bis 24. November 17 Firmen beteiligt. Für die kostenfreien Führungen ist eine Anmeldung notwendig. Schon jetzt am Montag gibt es eine Auftaktveranstaltung mit Preisverleihung und Kunstquiz (alle Infos auf addart.de).
Auf andere Art nützlich macht sich die Kunst in der Bellealliancestraße 35. Dort in der Galerie der Villa wird mit über 35 Künstler*innen und einer Publikation die diesjährige vierteilige Ausstellungsreihe beendet, in der sich Kunstproduzenten mit sehr verschiedenen Biografien und Hintergründen zusammengefunden haben – schöne Allianzen eben, die auch im nächsten Jahr eine Fortsetzung finden können (galeriedervilla.de).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen