30 Jahre „Tatort“ mit Lena Odenthal: Westernstimmung in der Pfalz
Nach 30 Jahren im Dienst zeigt Lena Odenthal: Sie ist nach wie vor der beste Cowboy im Land. Sie kriegt die Bösen auch im rechtsfreien Raum.
Drinnen ist schummriges Licht und staubige Luft. Kommissarin Lena Odenthal, die typische Lederjacke um die Schultern und eine Sonnenbrille auf der Nase, schreitet die Treppen zum Polizeibüro im fiktiven Örtchen Zarten hinauf. Musik und Atmosphäre erinnern an alte Western, Cowboys, die nach einem langen Ritt durch die Wüste, eine Zigarette zwischen den Lippen, in den Salon kommen. Die Rolle der Lena Odenthal, welche Ende der 80er die Frauenrollen im deutschen Krimi maßgeblich reformiert hat, ist auch heute noch mindestens genauso bosshaft, wie ihre männlichen Cowboykollegen aus dem letzten Jahrhundert.
Es ist die 30-jährige Jubiläumsfolge mit Ulrike Folkerts als „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal. Nach 28 Jahren wieder an ihrer Seite: Ben Becker, mittlerweile mit ein paar mehr Falten und Bierbauch, als Polizeichef Stefan Tries. Der Autor der Folge, Stefan Dähnert, greift für „Die Pfalz von oben“ Motive aus dem dritten Lena-Odenthal-„Tatort“, „Tod im Häcksler“ aus dem Jahr 1991, auf.
Der Ort und die Charaktere ähneln der Folge von vor 28 Jahren, nur werden in der Neuauflage geheime Nachrichten per Smartphone verschickt, am Horizont ragen nicht nur Bäume, sondern auch Windräder in den Himmel, und Lena Odenthal nimmt Verfolgungsjagden nicht mit einem Motorrad, sondern einem schwarzen BMW auf.
Rechtsfreie Zonen
Übrigens erinnert nicht nur die erste Szene an US-amerikanische Western. Das Büro, in dem Odenthal zusammen mit ihren Kolleg:innen an den Ermittlungen gegen den Mörder eines jungen Polizisten arbeitet, befindet sich in einer verlassenen Kegelhalle. Außerdem spielt das Drehbuch mit dem Westernmotiv der rechtsfreien Zonen, fernab von Großstädten und Bürokratie – wenn auch auf pfälzische Art.
Ludwigshafen-„Tatort“: „Die Pfalz von oben“, am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten.
In Zarten kennt jeder jeden. Die Leute machen ihre eigenen Gesetze. Hier werden Besucher:innen aus der Großstadt mit dem Häcksler angefahren, die Dorfjugend reißt nachts alle mit ihren tönenden Motorrädern aus dem Schlaf, und der Dienststellenleiter Tries zieht am hellichten Tag weiße Lines vom Dach eines kaputten Polizeiautos.
Im dramatischen Ende der Folge merkt Polizeichef Stefan jedoch, dass er, der sein Dorf eigentlich schützen wollte, die Kontrolle über Zarten und sich selbst verloren hat: „Das Problem mit der Gesetzeslosigkeit ist, dass einen auch kein Gesetz mehr schützt.“
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