Alle dreschen jetzt auf Alexander Dobrindt ein

KOALITION Mit seinem Griechenland-Bashing hat der CSU-Generalsekretär alle gegen sich aufgebracht

BERLIN dapd | Spätestens seit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrem TV-Interview am Sonntag mahnte, die Wortwahl in der Eurokrise genau zu „wägen“, hagelt es von allen Seiten Kritik an CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt.

Dobrindt hatte in der Bild am Sonntag erneut für einen schnellen Austritt Griechenlands aus der Eurozone plädiert und gesagt: „Ich sehe Griechenland 2013 außerhalb der Eurozone“, den EZB-Präsidenten Mario Draghi beschimpfte er als „Falschmünzer“. Mit diesem Gepolter zog er nun den Groll von Freund und Feind auf sich.

Merkels Appell habe in der CDU-Parteispitze „ausdrückliche Zustimmung gefunden“, betonte Generalsekretär Hermann Gröhe am Montag in Berlin. Empört zeigten sich vor allem die Europapolitiker der Union. Der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok forderte, Dobrindt solle „endlich aufhören, die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank in Frage zu stellen“. „Die Sache ist schwierig genug, sie wird nicht dadurch besser, dass jeder jeden Tag irgendeinen Hammer loslässt“, ergänzte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte: „Die Situation ist zu ernst, als dass man sie mit einem rhetorischen Überbietungswettbewerb bestreiten könnte.“

Auch beim Koalitionspartner herrscht Unmut. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) kanzelte das Sprachrohr von CSU-Chef Horst Seehofer als „töricht“ ab. Dobrindts Äußerungen seien „rhetorische Lederhose“, pflichtete ihm FDP-Bundestagsfraktionschef Rainer Brüderle bei, und Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger forderte gar ein „Machtwort“ von Seehofer.

Die Opposition will da nicht zurückstehen. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles titulierte ihren CSU-Amtskollegen als „Stammtischkasper“, der Parlamentarische Geschäftsführer ihrer Fraktion, Thomas Oppermann, warf Dobrindt eine „Sprache des Pöbels“ vor.

Selbst aus seiner eigenen Partei hagelt es Schelte: CSU-Landesgruppenvize Max Straubinger nannte Dobrindts Äußerungen „provinzielles Gemeckere“: „Es ist ein Stück aus Absurdistan, zu glauben, dass Griechenland mit der Drachme schneller auf die Füße kommt“, sagte er der Passauer Neuen Presse. Mit einer abgewerteten Währung könne sich das Land keine Einfuhren leisten, auch nicht aus Deutschland.

Auch der Chef der CSU-Landesgruppe im Europaparlament, Markus Ferber, mahnte, den Bericht der Troika abzuwarten: „So hatten wir das auch in der CSU besprochen. Und deswegen kann ich alle nur zur Geduld mahnen.“

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