Strahle-Uni am Elbstrom

Senat verabschiedet Gesetz zur Gründung von Hafencity-Uni für Baukunst. Drei Architekturstudiengänge werden dort ab 2006 zusammengefasst

„Eine eigene Uni ist ein wichtiges Zeichen für die Entwicklung der Hafencity“

Von Marco Carini

Als Vorschuss große Worte: Die geplante neue Architektur- und Bauhochschule in der Hafencity soll, überschlägt sich der parteilose Wissenschaftssenator Jörg Dräger, den „Anspruch der Exellenz auf internationalem Niveau“ erfüllen. Um so viel Licht ans Elbufer zu bringen, verabschiedete der Senat gestern den Gesetzentwurf zur Gründung der „HafenCity Universität Hamburg“. Die Uni, in der die Architekturstudiengänge der Hochschulen für bildende Künste und für Angewandte Wissenschaften mit dem Bereich Stadtplanung der Technischen Universität Hamburg-Harburg verschmelzen werden, soll Anfang 2006 an den Start gehen.

Die Brutstätte für Baukunst selbst muss aber erst noch errichtet werden. Dabei ist es für Dräger „ein wichtiges Zeichen für die Entwicklung der Hafencity, wenn diese nicht nur eine Elbphilharmonie, sondern auch eine eigene Hochschule“ bekomme. Das studentische Leben solle den neuen Vorzeige-Stadtteil beleben. Mehrere Grundstücke rund um den Magdeburger Hafen sind als Campus im Gespräch.

Erst wenn die Standortfrage geklärt ist, soll ein Architekturwettbewerb Form in die Planungen bringen. Der Neubau, in dem rund 1.500 Studierende Bachelor- und Masterabschlüsse erwerben können, soll etwa 50 Millionen Euro aus dem „Sonderinvestitionsprogramm 2010“ des Senats verschlingen. Er wird laut Dräger eine „kleine Campus-Struktur samt Mensa“ erhalten.

Bis zur noch nicht terminierbaren Fertigstellung will Dräger möglicherweise Übergangsflächen in der Hafencity anmieten, damit die Studierenden der drei fusionierenden Hochschulbereiche vielleicht schon im nächsten Jahr ein gemeinsames Dach über ihre rauchenden Köpfe bekommen.

Die weiteren Fakten: Rund 13 Millionen Euro soll das jährliche Budget der Universität betragen, an der rund 65 ProfessorInnen forschen und lehren sollen. In dem Projekt, dass auf einen Vorschlag der Dohnanyi-Kommission zur Neuordnung der Hamburger Hochschulstruktur zurückgeht, sieht Dräger die Chance, eine „neue Vision für die Bauausbildung in Deutschland“ zu entwerfen. Die avisierte „Interdisziplinarität von Technik, Ökonomie und Kreativität“ lasse die Hafencity-Uni zu einem „großen Wurf“ werden.

Dabei mag der Senator nicht verhehlen, dass die Entwicklung der voraussichtlich für lange Zeit letzten neuen Universität in Hamburg ein „extrem schwieriger Prozess“ war. Die drei Personal und Studierende abgebenden Hochschulen hatten sich lange gegen den behördlich verordneten Ausgliederungs- und Schrumpfungsprozess gewehrt.

Unklar ist noch, wer die Hochschule leiten wird. Das laufendeBewerbungsverfahren habe laut Dräger aber eine „erfreulich internationale“ KandidatInnenschar zu Tage gefördert, aus der Dräger bis zum Jahresende den zukünftigen Rektor auswählen will.

Auch inhaltliche Details, etwa ob ein Fachbereich Immobilienwirtschaft in das Hochschulkonzept integriert werden soll, liegen noch im Dunkeln. Was der „internationalen Strahlkraft“, die die Vorzeige-Uni laut Dräger „für die Wissenschaftsmetropole Hamburg entwickeln“ soll, aber keinen Abbruch tun werde.