Unschöne Operation

Ein Arzt steht vor dem Amtsgericht Altona, weil er seine Assistentin gegen ihren Willen betatscht haben soll

Tanja S. hatte sich gerade für die Assistenz bei einer anstehenden Schönheitsoperation umgezogen und war nur noch mit Unterwäsche bekleidet, als ihr Chef mit einer Videokamera die enge Umkleidekabine betrat. „Ich habe gesagt, er soll rausgehen. Aber er meinte, ich bräuchte mich nicht für meinen Körper schämen, außerdem sähe er so etwas jeden Tag“, sagte die 27-Jährige gestern vor dem Amtsgericht Altona aus. Doch Dr. St. habe ihr den Weg versperrt und sie an der Brust und im Schritt berührt.

Bei der dreistündigen Operation in der Hamburger Praxis assistierte S. noch: „Ich hatte Angst, der Patientin könnte sonst was passieren.“ Danach habe St. erneut versucht, sie festzuhalten und zu küssen. „Er sagte auch noch, ich sollte am nächsten Tag früher zur Arbeit kommen, weil er eine private Videosession mit mir machen wolle“, erzählte S. weinend. Nach dem Vorfall am 9. Oktober 2003 kündigte sie.

Der 44-jährige Arzt, der damals wegen Betruges verurteilt und auf Bewährung war, bestritt die Vorfälle. Tanja S. sei immer „übertrieben geschminkt“ gewesen und habe häufiger mal von „Männergeschichten“ erzählt: „Diese Frau ist durchtrieben und gemein.“ Mehrere Male während ihrer kurzen Anstellung seit September 2003 habe sie einen Vorschuss gefordert. Das fand St. „unverschämt“. Sie habe nur ihr Gehalt eingefordert, hält S. dagegen – und das musste sie nach ihrer Kündigung gerichtlich einklagen.

Dem Gericht liegen von der Polizei in der Praxis beschlagnahmte Fotos vor, die S. im BH mit hochgezogenem Pullover zeigen. St. behauptet, seine Assistentin habe ihn gebeten, Fotos von ihr zu machen, und er sei überrascht gewesen, als sie ihren Pullover plötzlich hochhob. Laut S. war das ganz anders: Ihr Chef habe sie zum Posieren aufgefordert, dann würde er aufhören, sie anzufassen. Der Prozess wird fortgesetzt. Anne Grüneberg