berliner szenen Planet

Investitionslust

Bergmannstraße. In einem Café. Ein Haus in dieser Gegend zu kaufen, sei doch überhaupt kein Problem, sagt einer, der andere Verhältnisse gewohnt ist. Preiswert sei das, so um die 600 Euro pro Quadratmeter, und ein paar 100.000 Euro seien doch leicht zusammenzubringen. Er habe vor, erwidert sein Gegenüber, für einen Hauskauf Partner zu suchen. Zwei potente Verbündete habe er bereits und ganz problemlos gefunden. Nur die Hälfte des Kaufpreises müsse man ja selber aufbringen, weiß der Erste, den Rest übernehme die Bank. Sanieren und vermieten heißt der Plan. „Die Mieter zahlen das Objekt dann ab“, fährt er fort. Das ist praktisch.

Es herrscht Goldgräberstimmung am Nachbartisch, Investitionslust, die Vorfreude, dass ihr Geld für sie arbeiten wird. Hofierte Eigenschaften, nicht nur in diesen Tagen. Sie sind aus München zugereist. Die Frau am Tisch würde gerne für ihre Agentur den gut dotierten Auftrag eines renommierten Unternehmens akquirieren. Das Unternehmen, dessen Name hier ungenannt bleiben soll, fährt hohe Gewinne ein und plant ein Vorzeigeprojekt.

Eine Visitenkarte aus Stahl und Glas. „Wie ein Future Planet“, sagt sie, werde der Komplex aussehen. Das Personal, das diesen Planeten bevölkern und dort Dienst am Kunden tun soll, „müsse optisch und als Typus voll das Image des Unternehmens verkörpern“, sagt sie. Festanstellungen solle es nur in den Schlüsselpositionen geben, höre ich vom Nachbartisch. Ansonsten solle mit Zeitverträgen gearbeitet werden, auch mit Teilzeitbeschäftigten. Man wolle sich ja schließlich nicht mit Schwangerschaften, Unfällen oder Krankheiten der Arbeitnehmer belasten, sagt sie. Sie sagt es ohne jedes Befremden. GUNDA SCHWANTJE