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: Protestant der SS

„Kurt Gerstein: Der Christ, das Gas und der Tod“, 22.30 Uhr, WDR

Er sei eine der merkwürdigsten, widersprüchlichsten, unheimlichsten Figuren des NS-Widerstandes gewesen, sagt der Schauspieler Ulrich Tukur über den SS-Offizier Kurt Gerstein. Tukur hat ihn gespielt, in der eher gefloppten Kinofassung von Rolf Hochhuths „Der Stellvertreter“. Den engagierten evangelischen Christen, der sich wie viele seiner Zeitgenossen nach Autorität und Halt sehnte und den Nazis zunächst recht aufgeschlossen gegenüberstand. Der aber nach der Eingliederung der evangelischen Jugendverbände in die Hitlerjugend zum ersten Mal zum Gegner wurde und später zu dem Schluss kam: „Mit Frack und Weste kann man Hitler nicht bekämpfen.“ Gerstein meldete sich 1940 zur SS, wurde beim Hygenie-Institut der Waffen-SS verantwortlich auch für die Gaslieferungen an die Konzentrationslager. Seine Ziele: Das Gas „verschwinden lassen“ und die Welt über den Holocaust informieren. Die solide gemachte Doku versucht dabei vor allem noch einmal Licht in die letzten Monate Gersteins zu bringen: Er, der „Protestant im eigentlichen Sinne“ (Hochhuth), stellt sich nach Kriegsende den französischen Truppen und will in den Kriegsverbrecher-Prozessen als Zeuge aussagen. Doch in Frankreich hält man ihn selbst für einen Kriegsverbrecher. Am 25. Juli 1945 findet man Gerstein erhängt in seiner Zelle. Die Akten dazu sind bis 2045 gesperrt. STG