brief des tages
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Unbesetzte Heldenrolle

„Tod durch Rassismus“, taz vom 28. 10. 19

Das Ganze schreit nach einer Verfilmung im Stil von Costa-Gavras’„Z“. Der Plot: In Sachsen-Anhalt misshandelt und tötet eine Bande von Mördern in Polizeiuniform über Jahrzehnte hinweg Gefangene in den Zellen des Dessauer Polizeireviers. Die Zeugen schweigen, weil sie Angst haben. Aber dann beschließt ein mutiger Staatsanwalt, der Stimme seines Gewissens zu folgen und die Morde öffentlich als solche zu bezeichnen. Daraufhin wird ihm der Fall sofort entzogen. Nun zeigt sich, dass es in der sachsen-anhaltinischen Justiz eine kriminelle Vereinigung gibt, die alles tut, um die Killerpolizisten zu schützen und deren Morde zu vertuschen. Landesregierung und Bundesanwaltschaft erklären sich für unzuständig. Da es also niemanden gibt, der diese „Staatsdiener“-Mafia zur Verantwortung zieht, bleibt die Rolle des Helden leider unbesetzt.

Zum Glück ist das reine Fantasie. So wie der Mordanschlag auf eine Synagoge und einen Dönerladen in Halle. Und dass eine Hallenser Staatsanwältin die NS-Devotionalien und Waffen in der Wohnung eines Neonazis zur Geschmackssache bei der „Ausgestaltung der eigenen vier Wände“ erklärt. Peter Robert, Lüneburg