berliner szenen
: Boule spielen im Park

Manchmal ist es so, wie es sein sollte. Eben war ich noch im Bett, dann kam die SMS von C., und schon bin ich im Park am Gleisdreieck bei den zwei Boulebahnen nicht weit von der Brauerei. Es ist früher Nachmittag. Allmählich klart es wieder auf. C. steht schon auf dem Spielfeld und wirft sich ein. Im Internet hat er noch mal die offiziellen Regeln nachgeschaut und erklärt: Ein Satz dauert 13 Spiele. Man muss innerhalb eines Kreises mit einem Durchmesser von einem Meter stehen, beide Füße müssen beim Werfen den Boden berühren, und das Schweinchen muss wenigstens 6 Meter weit weg.

Es sieht schön aus, wie die zwei Flaschen Berliner Pilsener nebeneinander auf der Bank vor der Bahn stehen. C., ein bekannter Koch, lobt das Bier, und ich bin mir dann doch nicht mehr so sicher, ob das sogenannte „Jubi“ tatsächlich schlechter als meinetwegen Tyskie, Budweiser oder Störtebeker Atlantik Ale ist. Ich assoziiere es eher mit dem alten Westberlin, Juhnke, Diepgen usw. und dem Alkoholismus eines Freundes. Eigentlich schmeckt es ganz okay und passt perfekt in den Nachmittag, wie die kleinen Kinder, die mit ihren zierlich adretten Rollern und Fahrrädern durch die Gegend fahren. Fröhlich läuft ein kleines Mädchen an unserer Boulebahn vorbei; ich sage: „Da läuft Gretas Kindheit“ und freue mich, dass C. lacht. Den ersten Satz verliere ich 0:13. Nachdem ich laut und deutlich „Greta, bitte hilf mir“ gesagt habe, läuft es besser, und ich bedanke mich bei der Klimafreundin. Später verliere ich knapp, murmele „I didn’t see that coming“, meine Hose ist auch ein bisschen dreckig, aber das ist nicht schlimm. Drei kleine Mädchen gucken neugierig und rätseln, wie das Spiel wohl geht. Sie kichern ein bisschen, dann fragt eine, ob sie auch mal eine Kugel werfen dürfen. C. erlaubt jeder, genau eine Kugel zu werfen.

Detlef Kuhlbrodt