Turm auf Wanderschaft

Rubjerg Knude Fyr geht letzten schweren Gang

Leuchtturmfoto: dpa

Er ist ein steinaltes Wesen, seit 120 Jahren steht er an der dänischen Westküste und leuchtet tagein, tagaus vor sich hin. Nun muss der runzlige Rubjerg Knude Fyr auf seine alten Tage noch einmal umziehen. Seit Dienstag hat sich der altehrwürdige Leuchtturm von Lønstrup, der bislang allen Nordseewettern getrotzt hatte, auf Wanderschaft begeben. Der 23 Meter hohe und 700 Tonnen schwere Turm ächzte von seinem Stammplatz, den er seit 1899 innehatte, los, um 70 Meter zurückzulegen – weg von der Küste, wo er drohte, wegen Bodenerosionen ins Meer zu stürzen. Schienen erleichterten ihm den schweren Gang ins Landesinnere. Zehn Stunden sollte seine vermutlich letzte Reise dauern, so war es geplant, aber der alte Rubjerg Knude Fyr muss auf seinem Weg nicht nur alle Steine zusammenhalten. Denn Leuchttürme, die umziehen, nehmen auch immer ihr Charisma mit und ihre Ausstrahlung – und das wiegt bannig schwer bei den gewichtigen Gesellen. Davon könnte Rubjerg Knude Fyr so manches melancholische Lied singen, in einer dunkelkalten Nacht, wenn der Meereswind ihm um die Ohren pfeift und er wieder allen Fremden den Heimweg weist.