DIE WERBEPAUSE: FRANK SCHÄTZING IN MEY

Wer schreibt, so sagt man, zieht sich aus. Soll natürlich heißen, dass man beim Verfassen eines Romans, auch wenn es nur um Fiktion geht, das Seelenleben offenbart. Ob der Autor Frank Schätzing, 52, nun etwas falsch verstanden hat oder ob seine neue Blöße für den baden-württembergischen Wäschehersteller Mey vielleicht etwas mit dem Erscheinen seines neuen Buches „Limit“ zu tun hat, darüber kann man nur spekulieren. Die Fernsehköchin Sarah Wiener und der Regisseur Sönke Wortmann machten es vor, nun macht Schätzing es nach. Das Bild zur Kampagne ist schlicht, in solch unaufdringlichen Farben gehalten, dass man es fast mit einem Sepia-Foto verwechseln könnte. Darauf sitzt Schätzing vor einem dunklen Hintergrund, semilässig an einen umgedrehten schwarzen Sessel gelehnt. In der Hand hält er eine Strippe für den Selbstauslöser, die sieht das Konzept der Werbung vor, die Prominenten fotografieren sich sozusagen selbst. Am Unterleib trägt er einen schwarzen Slip, über dessen modische Qualitäten man streiten kann. Nur die leicht rachitisch wirkende Brust stört den Eindruck vom getunten, restbräuneverwöhnten Körper. Diese Werbung räumt jedenfalls pünktlich zu Frankfurter Buchmesse mit dem Vorurteil auf, dass Schriftsteller als Kopfmenschen durchs Leben gehen, deren körperliche Masse arg vernachlässigt wird. Schätzing sieht gut aus und hat keine Angst, das zu zeigen. Wären da nicht die süßen Erinnerungen an die nicht allzu lang zurückliegende Werbekampagne für Armani-Unterwäsche, in der uns David Beckham mit einer Ansicht auf seinen Körper erfreute, oder an den Klassiker dieser Sparte, nämlich Mark Wahlberg in Calvin Kleins, man könnte die Mey-Werbung fast für gelungen halten. So aber wirkt sie nur wie ein zeitlich gut platzierter Hinweis, nicht auf Herrenunterwäsche, sondern allein auf Frank Schätzing selbst.

NATALIE TENBERG