Mehr Endlager-Dialog gefordert

GORLEBEN BUND will das Aus für den Wendland-Salzstock. Mindestens sechs mögliche Standorte zur Atommüll-Lagerung sollten erkundet werden

Hubert Weiger, der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), sparte nicht mit Superlativen. Tausende Tonnen stark strahlenden Atommülls für Jahrtausende sicher zu verwahren, „das ist die größte Aufgabe der Menschheit“, sagte er gestern in Hannover.

Für einen wirklichen Neustart der Endlagersuche in Deutschland formulierte Weiger mehrere Voraussetzungen. Zum einen müsse der Standort Gorleben aufgegeben werden. Der Salzstock im Wendland sei „erwiesenermaßen geologisch ungeeignet und politisch verbrannt“. Die Festlegung auf Gorleben im Kreis Lüchow-Dannenberg in den 1970er und -80er Jahren sei ohne wissenschaftliches und demokratisches Verfahren erfolgt.

Gorleben sei aus politischen Gründen ausgewählt worden, unter anderem wegen der Nähe zur DDR. Ein Endlagersuchgesetz könne nur dann einen ernsthaften Neustart in der Atommülllagersuche bedeuten, „wenn Gorleben als möglicher Standort ausgeschlossen ist“, sagte die BUND-Atomexpertin Renate Backhaus. Sie distanzierte sich damit ausdrücklich von Spitzenpolitikern von SPD und Grünen wie Sigmar Gabriel und Jürgen Trittin: Die haben sich dafür ausgesprochen, Gorleben vorerst im Pool der zu prüfenden Standorte zu belassen. „Unsere Position ist eine andere“, sagte Backhaus.

Ebenso unabdingbar ist dem BUND zufolge die Einbeziehung von Parlament und Öffentlichkeit in die Endlagersuche. „Es muss einen nationalen Dialog geben“, sagte Weiger, „vor der Festlegung auf einen Standort.“ Bürgerbeteiligung bedeute unter anderem die freie Bereitstellung von Unterlagen. In den seit November hinter verschlossenen Türen laufenden Bund-Länder-Gesprächen sei kein echter Neuanfang zu erkennen – und in den kürzlichen Küchen-Konsultationen in der Altbau-Wohnung von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) erst recht nicht.

Weiger sprach sich dafür aus, mindestens sechs Standorte in den Gesteinsformationen Salz, Ton und Granit zu erkunden und dann zu vergleichen. Und er forderte, dass nur ein einziges Lager zur Aufnahme des gesamten Atommülls errichtet werde. Daher dürfe das derzeit für schwach- und mittelradioaktive Abfälle geplante Endlager Schacht Konrad nicht in Betrieb genommen werden.  RP