Hajo Schiff Hamburger Kunsträume: Ein Bogen vom Kosmos zur Kunst
Hundertjahrfeiern leuchten gern alle Aspekte eines Phänomens aus, besonders wenn es um eine derartig erfolgreiche Marke wie das Bauhaus geht. So gibt es nicht nur in Weimar, Dessau und Berlin neue Museen und Ausstellungen, auch in Hamburg wird über Umfeld und Wirkung der international wahrscheinlich wichtigsten deutschen Kunstinitiative nachgedacht.
Am Sonntag um 15 Uhr geht es im Sootbörn um die universalistischen, mystischen und kosmischen Ideen am Beginn der Schule in Weimar. Damals ging es noch weniger um Design als um ganzheitliche Form und auch die neuesten Erkenntnisse der Astrophysik spielten eine Rolle – immerhin war auch Albert Einstein im Förderkreis. So wird dann der Elementarteilchenphysiker Christian Schwanenberger aus dem Vorstand des Desy einen Bogen vom Kosmos zur Kunst schlagen und kaum minder berühmtere Pfarrer (Friedrich Brandi), Architekten (Hartmut Frank) und Universalisten (Bazon Brock) werden kommentieren.
Und gleich am Montag geht es im Ledigenheim in der Rehhoffstraße weiter: Ab 18.30 Uhr spricht Georg Leidenberger aus Mexiko-Stadt über das Selbstverständnis und die Wirkung des späteren Bauhausleiters, des Architekten Hannes Meyer, Monika Wucher untersucht die kritischen Ansätze in der Schule und Valerija Kuzema aus Berlin befasst sich mit der abnehmenden Bedeutung der freien Kunst im Bauhaus.
Im weiteren Verlauf der Woche geht der künstlerische Blick in die weite Welt. Hamburg ist ein Weltzentrum des Teppichimports und sogar draußen, auf der Wilhelminenbrücke in der Hafencity, liegt ein Orientteppich. Aus Tausenden von Mosaiksteinchen hat ihn Frank Raendchen außenraumtauglich gemacht. Über die damit verbundenen Fragen nach kulturellen Werten und urbanen Traditionen spricht der Künstler am Dienstag um 19 Uhr in der Körber-Stiftung mit der Kuratorin am Museum für Islamische Kunst Berlin, Anna Beselin, und dem Hamburger Teppichexperten Mohammad Mohammadzadeh über die Vielfalt des Kulturraums Orient.
Amerika, seine Visionen und Klischees, sind Thema bei Hengevoss-Dürkop im Galeriehaus am Klosterwall. Von Mickey Mouse zu 9/11, von Wild-West-Desperados zu Computerdominanz arbeiten sich sechs Künstler*innen an der Übermacht ab. Der Berliner Kulturhistoriker John Czaplicka erläutert am Donnerstag ab 18.30 Uhr sein kuratorisches Konzept. Und am Freitagabend sind gleich nebenan bei Mikiko Sato anlässlich der 30-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Osaka neue Aquarelle von Wasserlandschaften von Miyuki Tsugami zu sehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen