LESERINNENBRIEFE
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Dickes Glaubwürdigkeitsproblem

■ betr.: „Grüne ab nach Jamaika“, taz vom 12. 10. 09

Da haben die Grünen jetzt aber ein dickes Glaubwürdigkeitsproblem, nachdem im Bundestagswahlkampf überall plakatiert wurde „Schwarz-Gelb – nein danke!“ Die Angst vor Lafontaine muss riesengroß sein. So oder so werden sich die Grünen bald entscheiden müssen. Von ihren Wurzeln her sind sie eine linke Partei (Protest!). Es gab jüngst schon eine Partei, die sich von den eigenen Wurzeln abschnitt: Das war die SPD! Die Folgen sind bekannt …

FRANZ SCHART, Gelsenkirchen

Flüchtlinge nicht deportieren!

■ betr.: „Grüne ab nach Jamaika“, taz vom 12. 10. 09

Hinsichtlich der Koalitionsbereitschaft ist wieder mal kein Wort über die von Deportation bedrohten Flüchtlinge gefallen. Dabei ist von der CDU zwingend zu verlangen, dass zukünftig keine Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren, keine Angehörigen die diese versorgen, niemand der in Deutschland aufgewachsen ist und niemand der/die laut behandelndem Arzt an einer Krankheit leidet, die im Deportationsland nicht ausreichend behandelt werden kann, deportiert werden darf.

Wer Kinder aus ihrem Zusammenhang reißt, um sie in eine vollkommen unsichere Zukunft zu verfrachten, in der sie keinerlei Perspektive haben (so wie ich das von in die Türkei Deportierten kenne), traumatisiert sie auf das Schwerste, ähnlich, als wenn er sie sexuell misshandeln würde, und hat hinzunehmen, dass er mit Kinderschändern in einem Atemzug genannt wird. ERNST SOLDAN,

1. Vorsitzender des Norderstedter Fördervereins Flüchtlingshilfe und Mitglied der Grünen Norderstedt

Rote-Socken-Kampagne wirkt

■ betr.: „Schwarz-Gelb – ja danke!“, taz vom 12. 10. 09

Die Kehrtwende der saarländischen Grünen ist aus polit-psychologischer Sicht höchst interessant. Denn sie spricht dafür, dass die Rote-Socken-Kampagne der CDU noch zieht. Allerdings nicht bei der Bevölkerung, die selbst in der alten Bundesrepublik die Linkspartei längst als normal empfinden dürfte, sondern bei einigen Politikern der Bündnis-Grünen und der SPD. Die Angst davor, das Land von links zu modernisieren, die auch bundespolitische Bedeutung hat. Denn damit bleibt Angela Merkel konkurrenzlos, was die Regierungsfähigkeit betrifft, und sollte 2013 das schwarz-gelbe Duo keine Mehrheit mehr erreichen, steht ein Jamaika-Bündnis – trotz gegenteiliger Aussagen aus Berlin – sicherlich Gewehr bei Fuß!

RASMUS PH. HELT, Hamburg

Massiver Wahlbetrug

■ betr.: „Schwarz-Gelb – ja danke!“, taz vom 12. 10. 09

Es wird schon langsam unerträglich, wie sich die SPD und nun auch die Grünen im Umgang mit einem Politiker namens Oskar Lafontaine auf Bundes- und Landesebene anstellen. Nicht sachliche und inhaltliche Auseinandersetzungen scheinen dabei an erster Stelle zu stehen, sondern mehr und mehr persönliche Animositäten. Im Saarland wollen die Grünen deshalb nun lieber eine sogenannte Jamaika-Koalition eingehen und damit massiven Wahlbetrug begehen. Was wäre denn gewesen, wenn Lafontaine das gute Abschneiden der Linken im Saarland – er war schließlich Spitzenkandidat – einfach ignoriert hätte? Auch dann hätte man ihn kritisiert und ihm wie beim damaligen Rücktritt als Minister vorgeworfen, er würde seinen Verpflichtungen nicht nachkommen.

Ich fordere deshalb, endlich Schluss zu machen mit dieser scheinheiligen Debatte, denn sie schadet der gesamten politischen Kultur in unserem Lande. THOMAS HENSCHKE, Berlin

Solidarität schreibt man anders

■ betr.: „Freispruch für den Retter“, taz vom 8. 10. 09

Gut, dass Bierdel und seine Mitstreiter frei sind. Alles andere wäre im Sinne der humanitären Hilfe auch ein Desaster gewesen. Ich habe ein paar Jahre ehrenamtlich für Cap Anamur gearbeitet und kenne aus eigener Wahrnehmung das ungeheure Engagement Bierdels. Ihm etwas anderes zu unterstellen als die absolute Hilfe für Menschen in Not, ist infam.

Dass die deutsche Politik, vor allem aber Schily mit seinen unerträglichen Statements, mehr als kontraproduktiv gewirkt hat, ist eine Sache – eine andere aber, dass ihn seine eigene Organisation wider besseren Wissens im Stich gelassen und ihn dann noch als Vorsitzenden abgewählt hat. Solidarität schreibt man anders. Ich wünsche ihm und den anderen, dass sie nach fünfjähriger Odyssee wieder auf die Füße fallen und zumindest finanziell nicht ruiniert sind.

NANI VAN DER PLOEG, Köln

Kein bedingungsloses Bürgergeld

■ betr.: „Ist was dran am Bürgergeld der FDP?“, taz vom 10. 10. 09

Das Bürgergeld der FDP hält nicht, was der Name verspricht: 1. ist es nicht bedingungslos und 2. für die überwiegende Zahl der Menschen bei weitem nicht bedarfsdeckend. Beim Bürgergeld hört es auf mit der Freiheitlichkeit der FDP. Das wäre ja schließlich noch schöner, wenn in Zukunft Arbeitslose nicht mehr drangsaliert und schikaniert werden könnten … MICHAEL HEINEN-ANDERS, Köln