LESERINNENBRIEFE
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Es geht um sexuelle Gewalt

■ betr.: „Wir, das Täterumfeld“, taz vom 22. 8. 12

Es geht um sexuelle Gewalt, es geht um das Täterumfeld. Zitiert wird Julia von Weiler: „Der Täter als Teil unseres nächsten Umfelds – das wollen die Menschen nicht begreifen.“ Unser Unverständnis für die fürchterlichen Taten ist eine Abwehr.

Das ist alles richtig, aber man muss doch noch einen entscheidenden Schritt weitergehen. Wir, also speziell wir Männer, haben nicht nur Grund, den Täter dicht neben uns zu sehen, sondern eben auch in uns selbst. Dass der Artikel das verschweigt, kann auch als Abwehr gedeutet werden. Mit welchem Blick gucke ich auf die pubertierende Zwölfjährige, gibt es einen erotisch/sexuellen Unterton, wenn ich jenen kleinen Dreijährigen „süß“ finde? Der Täter wohnt nicht nur dicht neben mir, sondern potentiell auch in mir.

Und da geht es dann wirklich um Befriedigung, man muss gar nicht unbedingt auf den Aspekt der Macht zurückgreifen. Der Trieb selbst ist potentiell a-sozial und zerstörerisch, manchmal – das ist dann der erträglichere Fall – auch lächerlich . Wir wollen das nicht gerne wahrhaben, weil es auch den Geschmack des Peinlichen hat.

VOLKERT BAHRENBERG, Warstein

Unbedachter Hurra-Militarismus

■ betr.: „Grundschüler schicken Schutzengel an die Front“,taz vom 28. 8. 12

Ganz uneigennützig wirkt diese zivilmilitärische Zusammenarbeit nicht. Zum Glück herrscht nicht überall ein unbedachter Hurra-Militarismus.

Ganz sicher weiß die Schule, dass nicht alle Bürger Fähnchen schwenkend und jubelnd den Straßenrand säumen, wenn Panzer vorbeirollen und zum Krieg geblasen wird. Verweist sie deswegen an die übergeordnete Dienststelle? Entweder stehe ich hinter meinem eigenen Handeln und kann dieses auch nach außen vertreten. Gerade dann, wenn Kritik aufkommt, oder mein Rückgrat ist wachsweich.

Und wer einen ehrlichen, realitätsnahen Blick hat, der müsste konsequenterweise Mediziner der Bundeswehr einladen. Die würden den Kindern Geschichten erzählen, wie sie in den Einsatzländern schwerstverletzte Soldaten operiert haben.

Alternativ könnte auch das Lied „Kai“ von Reinhard Mey im Klassenverband gehört werden. Vielleicht kann das verhindern, dass aus Anna, Jan und Leandra die Kriegszitterer oder IED-Opfer von morgen werden.

MANUEL SCHIEFER, Neustadt an der Weinstraße

Unnötiger Widerspruch

■ betr.: „Öko gegen Öko“, „Der Deutschen Herzensangelegenheit“, taz vom 29. 8. 12

Sowohl Bernhard Pötter als auch 87 Prozent der Bevölkerung leisten sich einen unnötigen sachlichen Widerspruch: Sie sprechen sich für Windräder auf hoher See aus und gegen Neubau von Hochspannungsleitungen. Doch das eine ist nicht ohne das andere zu haben. Die Politik hat sich von den Energiekonzernen zu dieser falschen Lösung verleiten lassen.

Denn Offshore-Windparks sind nicht notwendig. Windkraft an Land ist viel billiger, braucht wesentlich weniger Netze, lässt sich schneller installieren und verspargelt die Landschaft nicht. Allein durch Repowering der schon bestehenden Windkraftanlagen an Land und deren Ausbau in Süddeutschland auf Bundesdurchschnitt ließen sich über 40 Prozent Windkraftstrom an der Gesamtstrommenge produzieren. Der Rest ließe sich durch den dezentralen Ausbau der Photovoltaik machen. ARTUR BORST, Tübingen